Effizienter Denkmalschutz – Johanniterkumturei
Fotos: Thomas Andenmatten
Der Sage nach haben sich die Johanniter des guten Weines wegen an der Oberwalliser Sprachgrenze niedergelassen. Verbürgt ist zumindest, dass der deutsche Ritterorden in Salgesch jahrhundertelang ein Hospiz für Pilger und Handelsreisende betrieben hat. Bis heute erhalten geblieben sind die Winzerkultur, das Johanniterkreuz im Salgescher Gemeindewappen sowie ein historisches Gebäudeensemble in der Ortsmitte. Dieses bot zuletzt ein tristes Bild aus Zerfall, Abbruch und Brand. Die Überreste der Johanniterkomturei bestanden unter anderem aus einem Wohnhaus, einer Scheune und einem Pförtnerhaus. Zwar reichte die archäologische Beweisführung nur ins Spätmittelalter zurück, dennoch beschloss die Gemeinde, die historischen Gebäude in unmittelbarer Nähe zur Pfarrkirche umfassend zu erhalten. Sie wollte den hofähnlichen Komplex unter denkmalpflegerischen Auflagen sanieren und als Verwaltungszentrum nutzen.
Ein Jahrzehnt dauerte es, bis die Gemeinde die privaten Liegenschaften erwerben konnte. Auch für die Architekten war die Ausgangslage komplex. «Geschichte und Form der Gebäude waren zu erhalten; die veränderten Nutzungsbedürfnisse der Baustruktur einzuverleiben», so umschreibt Architekt Klaus Troger das 2003 in Angriff genommene Erneuerungsprojekt. Das restaurierte Ensemble hatte dem Denkmalschutz und den üblichen Bauauflagen gerecht zu werden: Schutz vor Erdbeben und Feuer sowie die Verbesserung der Energieeffizienz. Das Visper Architekturbüro Imboden und Troger durfte Neues entwerfen, um aus dem bröckelnden Flickwerk mit den grossen Baulücken ein zusammenhängendes Ganzes zu machen.
Die Erneuerung bestand aus einem Mix von Restaurieren und Konservieren, von Sanieren und Umnutzen, von Neubauen und Rekonstruieren. Das ehemalige Wohnhaus wurde zum Sitz der Gemeindekanzlei. Es hat sein Gesicht mit den prägenden Fensterreihen behalten und erhielt, his torisch korrekt, einen gelben Anstrich. Die Scheune auf der gegenüberliegenden Hofseite dagegen bekam bündige Fenster verpasst. Leicht abgesetzt davon steht der neue Eckpunkt im Hofensemble – ein zweigeschossiger Neubau, in dem sich die Geschäftsstelle des Natur und Landschaftszentrums ‹PfynFinges› befindet. Materialität, Flachdach und Winkel setzen hier einen eigenständigen Akzent zu den historischen Gebäuden. Der ganze Komplex entspricht heute dem MinergieStandard. Die historischen Gebäude wurden mit einem 15 Zentimeter dicken Dämmputz an den Innenwänden versehen. Die Wärmebrücken hat man eliminiert und auf Fassadenübergänge verzichtet, was die Hülle kompakt hielt. Die Lüftungsrohre sind teilweise sichtbar geblieben, sodass der Mehraufwand für die energetischen Verbesserungen im bescheidenen Rahmen blieb. Klaus Troger wies in der End abrechnung aus, dass die überdurchschnittliche Energieeffizienz nur einen Zwanzigstel der gesamten Baukosten beansprucht hat. Paul Knüsel | www.findepetrole.ch
Johanniterkomturei
2007
Kirchstrasse
Salgesch / Salquenen (VS)
Bauherr
Gemeinde Salgesch
Architektur
Imboden & Troger
Visp
Josef Imhof
Brig
Heizung, Lüftung, Sanitär
Bayard Camille
Sierre
Bauphysik
Truffer Ingenieurberatung
Visp
Anlagekosten
6,15 Mio. CHF
(BKP 1–9)