Well-being Architecture – Therapie und Dialog im Denkmal

Hildebrand
3. Februar 2022
Im denkmalgeschützten Bau der Zürcher Urania-Sternwarte befindet sich neu ein Neuro-Rehabilitationszentrum. (Foto: Hildebrand)
Herr Hildebrand, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Unsere Bauherrin Nilofar Niazi, die Gründerin von Nextherapy, hat eine klare Vision für das Neuro-Rehabilitationszentrum: Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung sollen nicht am Rande, sondern mitten in der Stadt in den schönsten Räumen therapiert werden. Dieser inklusive Ansatz, der das Wohlbefinden der Patienten in den Mittelpunkt stellt, ist etwas Besonderes und war der Ausgangspunkt für unser Projekt. Daraus entstand die Herausforderung, die tonnenschweren Roboter in den Obergeschossen des denkmalgeschützten Gebäudes zu platzieren, die vielen technischen und therapeutischen Aspekte zu beachten und gleichzeitig eine leichte und offene Atmosphäre zu schaffen. 

Die Räumlichkeiten sind hell und weisen einen starken Bezug zum Aussenraum auf. (Foto: Andrea Diglas)
Es war eine Herausforderung, die teils sehr schweren Gerätschaften in den Obergeschossen des historischen Gebäudes zu platzieren. (Foto: Andrea Diglas)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Die Geschichte der Bauherrin und ihres Sohnes bewegte sie dazu, die Rehabilitation von Menschen mit neuronalen Einschränkungen neu zu denken. Aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung versteht sie die Bedürfnisse der Nutzer und weiss, welches spezifische Raumprogramm nötig ist. Die Räumlichkeiten sollen für alle zugänglich sein. Die Behandlung muss sich gut in den Alltag integrieren lassen und darf keine Umstände bereiten. Dieser Ansatz ist toll und war eine grosse Inspiration für unsere Arbeit. Die Klinik steht in einem direkten Dialog mit der Gesellschaft und erhält Akzeptanz und Wertschätzung. Gut gestaltete, helle und grosszügige Räume bieten nun geistig und körperlich behinderten Menschen ein einladendes und integratives Umfeld. Die Patienten trainieren dort Seite an Seite mit Menschen ohne Beeinträchtigung.

Wichtig war, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Patienten wohlfühlen. (Foto: Andrea Diglas)
Foto: Andrea Diglas
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Jeder in Zürich kennt die Sternwarte, ein Ort von grossem historischen Wert. Das denkmalgeschützte Gebäude hat eine massive und robuste Struktur, welche viele Aus- und Einblicke zulässt. Die grossen Fenster rahmen die Blicke auf die Altstadt und das Geschehen im Zentrum. Die Wahrnehmung des Innenraums ist stark vom Bezug nach Aussen geprägt. Der robuste Bestand gibt den räumlichen Charakter vor. 

Nilofar Niazi, die Bauherrin und Gründerin von Nextherapy, kennt die Anforderungen von Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen aus persönlicher Erfahrung. Sie brachte ihr Wissen bei der Gestaltung ein. (Foto: Andrea Diglas)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Ein zunehmender Teil unserer Arbeit ist die Auseinandersetzung mit unserem kulturellen Erbe in Verbindung mit zeitgemässen Nutzungen. In diesem Zusammenhang beschäftigen wir uns immer öfter mit der Umgestaltung von Bauten, die unter Denkmalschutz stehen. Im Bestand zu bauen bedeutet, genau hinzuschauen, zu sehen, eine Geschichte zu lesen und diese weiter zu stricken. Ein behutsamer Umgang mit dem Bestehenden und ein gezielter Einsatz von Materialien ist für uns dabei essenziell. Dabei sind wir auf gute Handwerksbetriebe angewiesen, die unsere Ideen aufnehmen können und sie in der Umsetzung einen Schritt weiterdenken. 

Grundriss 1. Obergeschoss
Bauwerk
Nextherpy Neuro Rehab Center
 
Standort
Uraniastrasse 9, 8001 Zürich
 
Nutzung
Neuro-/Physiotherapie und Rehaklinik
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Nextherapy AG
 
Architektur
Hildebrand, Zürich
Verena Jehle, Thomas Hildebrand, Daniel Sasama und Alois Merkt
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Schreiner und Schlosser: Stahl- & Traumfabrik AG, Schlieren
 
Jahr der Fertigstellung
2021
 
Fotos
Andrea Diglas

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