Schulzentrum Mühlematten
Flexibel, warm und grosszügig
Metron Architektur AG
16. November 2017
Zugang zum Schulhaus über die Spielstrasse, entlang der Sporthalle. Bild: Metron Architektur AG
Metron Architektur AG hat kürzlich ein Schulzentrum in Villmergen fertiggestellt. Die Architekten Martin Köferli und Ralf Kunz stellen sich unseren Fragen.
Name des Bauwerks Schulzentrum Mühlematten, Villmergen
Nutzung Primarschule Mittelstufe
Ort Dorfmattenstrasse 39, 5612, Villmergen AG
Auftragsart Studienauftrag an 7 Architekten, nach PQ
Bauherrschaft Einwohnergemeinde Villmergen
Architektur Metron Architektur AG, Brugg | Projektleitung: Martin Köferli, dipl. Architekt FH SWB | Wettbewerb: Ralf Kunz, Dipl. Ing. Architekt SIA; Antti Rüegg, dipl. Architekt ETH/SIA | Mitarbeitende: Roger Trottmann, Andrea Caduff, Daniel Gerber, Oliver Brunner, Georg Strassburg, Anke Blumenstein, Marc Zürcher, Paula Tucek
Fachplaner Bauingenieur: Gerber + Partner, Bauingenieure und Planer AG, Windisch | Holzbauingenieur: Lauber Ingenieure AG, Luzern | HLKS Ingenieur: Häusler Ingenieure AG, Langenthal | Elektroingenieur: Schnegg Elektroplanung AG, Lenzburg | Bauphysik/Akustik:
RSP BAUPHYSIK AG, Luzern | Landschaftsarchitekt: Metron Bern AG, Bern
Bauleitung Consensus Projektmanagement GmbH, Gränichen
Jahr der Fertigstellung 2017
Gesamtkosten BKP 1-9 CHF 20,3 Mio.
Gebäudekosten BKP 2 CHF 17,8 Mio.
Gebäudevolumen (SIA 416) 29'950 m3
Kubikmeterpreis (SIA 416) 595 CHF/m3
Massgeblich beteiligte Unternehmer Baumeister: Meier + Jäggi AG, Zofingen |
Holzbau: Holzbau Erni AG, Schongau | Fassadenbau: Diethelm Fassadenbau AG, Hermetschwil | Fenster: G. Baumgartner AG, Hagendorn | Flachdach: TECTON Flachdach AG, Neuenhof | Elektroanlagen: GWV Gemeindewerke, Villmergen | Heizung: HIT Haus- & Industrietechnik AG, Reiden | Sanitär: Alpiq InTec Ost AG, Mägenwil
Fotos Hannes Henz, Zürich | Metron Architektur AG, Brugg
Fassadenausschnitt Schulhaus und Sporthalle. Bild: Metron Architektur AG
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
In beiden Geschossen ist der quadratische Grundriss in konzentrischen Raumschichten organisiert. In der Mitte befinden sich feste Kerne als Inseln im grosszügigen Gemeinschafts- und Erschliessungsraum, umschlossen vom Ring der Spezialräume im Erdgeschoss und der Klassenzimmer im Obergeschoss. Die Spezialräume − Musik- und Lehrerzimmer, Werken, Naturkunde, Bibliothek und Technik − sind ihren Aufgaben entsprechend individuell ausgebaut, sodass sie den unterschiedlichen, teilweise komplexen Anforderungen, etwa der Akustik, genügen. Im Unterrichtsgeschoss liegt der Akzent ganz auf der Flexibilität. Statische Elemente sind die Betonstützen und die vier zentralen Betonkerne. Diese nehmen die Sanitärräume und die vier Teamzimmer auf, die dem Austausch der parallel unterrichtenden Lehrpersonen dienen. Fast unsichtbar sind die Fluchttreppen, die wie die Flügel eines Windrades von den vier Gebäudeecken hinunter ins Freie führen. Fluchttreppen, Stützen und Betonkerne schaffen die Voraussetzung dafür, dass das ganze Obergeschoss ohne Einschränkungen durch Brandschutzanforderungen als Gemeinschaftsraum bespielbar ist.
Eingangshalle Erdgeschoss. Bild: Hannes Henz
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Wir haben in der Entwurfsphase mit der Pädagogin Simona Brizzi zusammengearbeitet. Uns war wichtig, die Bedürfnisse heutiger Schüler und Lehrer einzubeziehen – wir suchten nach einer architektonisch und städtebaulich überzeugenden sowie kindergerechten Gestaltung.
Grosse Oberlichter erhellen das Zentrum im Erdgeschoss. Bild: Hannes Henz
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das allseitig zugängliche Areal evozierte eine allseitige Ausrichtung der Schulanlage. Das zweigeschossige Gebäudeensemble liegt am heterogenen Siedlungsrand und verleiht ihm eine neue Identität. Die Baukörper sind so gesetzt, dass sie zwei Aussenräume von unterschiedlicher Qualität fassen: Spielhof und Sportplatz.
Durchblicke – Transparenzen im Obergeschoss. Bild: Hannes Henz
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Wir wollten mit dem Ringling eine Struktur kreieren, die einen möglichst unbegrenzten Spielraum für zukünftige pädagogische Entwicklungen schafft. In Villmergen orientiert sich der Unterricht künftig am sogenannten «Churer Modell». Zentrum dieses Unterrichtsmodelles bildet der Eröffnungskreis, der in eine offene und flexible Lernumgebung eingebettet ist. Gemeinschaftsbildendes und individualisierendes Lernen verbinden sich.
Eck-Klassenzimmer im OG, mit Blick auf Fluchttreppenhaus. Bild: Hannes Henz
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Wir suchen in allen Bildungsbauten nach einer architektonisch und städtebaulich überzeugenden, schülergerechten Gestaltung, die Identität und Vielfalt bietet. Sicher ist: Wir werden die künftigen pädagogischen Strömungen genau mitverfolgen und unsere Schulhausarchitektur entsprechend weiterentwickeln.
Halboffenes Klassenzimmer im OG. Bild: Hannes Henz
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Beton und Holz sind die entscheidenden Materialien: Die vorfabrizierten Betonstützen mit integrierten Haustechnikinstallationen ermöglichen im Schulhaus die gewünschte Flexibilität. Alle Ortbetonwände hingegen wurden mit sägerohen Brettern geschalt. Während der Abbindezeit hat der Beton die Brettstruktur und Holzpigmente aufgenommen, so dass eine lebendige, warmtonige Oberfläche entsteht. Im Beton ist das Holz also quasi als Zitat da. In den Klassenzimmern, die sich wie helle Stuben zum Licht öffnen, machen die Holzbalkendecke und die Holzstützen der durchlaufenden Fenster die Atmosphäre wohnlich.