Neubau Primarschule Erlenmatt
Das Terrassenschulhaus
Luca Selva Architekten
24. Januar 2018
Die Nordfassade. Bild: Roman Weyeneth
Luca Selva Architekten haben letztes Jahr ein Schulhaus in Basel fertiggestellt. Die Architekten beantworten unsere fünf Fragen.
Name des Bauwerks Neubau Primarschule Erlenmatt
Nutzung Schule
Ort Erlenmattstrasse 6, 4056 Basel
Auftragsart Wettbewerb 2012, 1. Preis
Bauherrschaft Kanton Basel-Stadt
Architektur Architektur und Generalplanung: Luca Selva Architekten ETH BSA SIA AG, Basel |
Projektleitung: Olivia Frei | Mitarbeit: Alex Pipoz, Petra Waldburger, Gian Andrea Serena
Fachplaner Tragwerksplanung: Gruner AG, Basel | Landschaftsarchitektur: August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten AG, Binningen | Elektroplanung: Scherler AG, Basel | HLKK Planung: Amstein + Walthert AG, Zürich | Sanitärplanung: Schmutz + Partner AG, Basel | Bauphysik: Zimmermann + Leuthe GmbH, Aetikofen| Bauökologie: Amstein + Walthert AG, Zürich | Bauakustik: Martin Lienhard, Büro für Raum- und Bauakustik, Langenbruck | Lichtgestalter: hübschergestaltet GmbH, Basel
Jahr der Fertigstellung 2017
Gesamtkosten BKP 1-9 CHF 31 Mio.
Gebäudekosten BKP 2 CHF 28 Mio.
Gebäudevolumen 44'500 m3 (SIA 416)
Kubikmeterpreis 629 CHF/m3
Energiestandard Minergie-P-Eco-Standard
Kunst am Bau Seelöwe von Urs Cavelti, Basel
Auszeichnung Die Besten 2017: Silberner Hase
Fotos Roman Weyeneth
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die Hauptherausforderung für dieses Projekt lag in der Entwicklung eines öffentlichen Hauses auf einer Restparzelle, die letztlich für eine deutlich kleinere Schule vorgesehen war. Mit diesen Randbedingungen galt es, eine spezifische Gebäudetypologie zu finden. Wir entwarfen ein Terrassenschulhaus, das sich über ein mehrfach abgetrepptes Gebäudevolumen entwickelt.
Treppenhaus. Bild: Roman Weyeneth
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Das Projekt wurde mit dem Raumprogramm entwickelt, das für den Wettbewerb definiert worden ist. An diesem Raumprogramm, das auch den Rahmen für den Investitionskredit bildete, wurde während der ganzen Projektierung festgehalten. Wichtig waren die intensiven und zielgerichteten Diskussionen mit den NutzerInnen, bei denen die Raumstimmung – Materialien, Haptik und Akustik – thematisiert wurden, was wesentlich war für eine breite und gute Akzeptanz des Schulhauses bei allen Projektbeteiligten.
Schulzimmer. Bild: Roman Weyeneth
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Das Erlenmatt-Schulhaus ist der zweite Schulhausneubau des Büros nach dem 1996 fertiggestellten Kaltbrunnen-Schulhaus in Basel (mit J.P. Wymann). Die Arbeit mit dem Thema «Schulhaus» begleitet das Büro seit vielen Jahren (z.B. Wettbewerb Schulhaus Sandgrube, Basel, 2012: 2. Platz). Gleichzeitig begleitet uns das Thema der Sichtbetonfassaden schon seit einiger Zeit, und wir hatten beim Schulhaus Erlenmatt die Gelegenheit, im Kontext von Minergie-P-Eco die Fragestellungen von Sichtbetonkonstruktionen und Grauenergie intensiv zu diskutieren.
Ostfassade. Bild: Roman Weyeneth
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Das Schulhaus-Erlenmatt wurde entlang der Vorgaben des Kantons Basel-Stadt im Minergie-P-Eco-Standard mit Zertifizierung entwickelt. Dieses Label gibt sehr vieles vor. Wenn man sich als Planer nicht als reines Vollzugsorgan der Minergie-P-Eco Vorgaben sieht, braucht es ein grosses konstruktives Know-How, um zunächst die Vorgaben umfassend zu verstehen, sie kritisch zu hinterfragen und im Sinne des Projektes zu entwickeln, damit neue Lösungen gefunden werden können.
Die Auseinandersetzung mit Fragen der Grauenergie beispielsweise führte im Innenausbau zu unkonventionellen Lösungen: Im Zusammenhang mit Radiatorenheizungen wurde auf einen Unterlagsboden verzichtet, stattdessen bilden sägerohe Eichenriemen mit bis zu 4 Metern Länge den Fussboden in den Zimmern. Wir haben gelernt, die gemeinhin als einschränkend empfundenen Aspekte eines Labels als Anstoss zu verstehen, neue Dinge auszuprobieren. So sind zum Beispiel als Akustikabsorber grossflächig Platten aus rezyklierten PET-Flachen eingesetzt worden, die Teil der Schreinerarbeiten und der Möbel wurden.
Westfassade. Bild: Roman Weyeneth
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Für den Erfolg des Projektes waren nicht die Dinge, sondern die Menschen ausschlaggebend. Es brauchte leidenschaftliche und kompetente ArchitektInnen und PlanerInnen, die sich in einem gut funktionierenden GP-Team finden, es brauchte eine konstruktiv-kritische Bauherrschaft, die auf der fachlichen, aber auch auf der inhaltlichen Ebene diskussionsbereit und vor allem auch diskussionsfähig war und – das wichtigste – engagierte Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler, die das Schulhaus-Erlenmatt in ihr Herz geschlossen haben und es jeden Tag mit ihrem kreativen Tun lebendig halten.