Architektonisch reiche Lerninfrastruktur
moos giuliani herrmann architekten
12. Mai 2022
Foto: Silvano Pedrett Photography
moos giuliani herrmann architekten haben die Sekundarschule Letten in Diessenhofen um einen Neubau erweitert. Roman Giuliani erklärt die Besonderheiten des Projekts, das architektonisch zwischen Schulhaus und Industriebau angesiedelt ist.
Herr Giuliani, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Unser Neubau ergänzt die bestehende Schulanlage Letten. Es wurden Räume benötigt, in denen Werken, Musik, Hauswirtschaft und textiles Werken unterrichtet werden können. Eine Herausforderung bestand bei der Gestaltung darin, alle Spezialschulzimmer in einem transparenten Gebäude anzuordnen – sehr ähnlich wie bei einer Manufaktur. Man kann sagen, dass es sich um einen schulischen Infrastrukturbau handelt, der architektonisch zwischen einem klassischen Schulhaus und einem Industriebau angesiedelt ist.
Unser Gebäude reagiert auf die Topografie des Grundstücks, indem es die Hangkante aufnimmt. Dadurch konnten zum Lettenplatz hin überhohe Räume für die Aula und die Bibliothek geschaffen werden. Die Schulzimmer mit Standardraumhöhen werden vom Schulhof her erschlossen.
Westfassade (Foto: Silvano Pedrett Photography)
Ansicht von Südwesten (Foto: Silvano Pedrett Photography)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?
Inspiriert hat uns Ludwig Mies van der Rohes Crown Hall auf dem Campusgelände des Illinois Institute of Technology (IIT) in Chicago. Unser Projekt beinhaltet Referenzen an dieses wichtige Bauwerk der jüngeren Architekturgeschichte.
Der eingeschossige Ergänzungsbau vermittelt zwischen der Mehrzweckhalle der Architekten Graf Biscioni und dem Sekundarschulhaus des Architekten Hanspeter Oechsli. Er definiert den neuen Hauptzugang zum Schulcampus und verbindet den Lettenplatz mit dem Pausenhof.
Pausenhof (Foto: Silvano Pedrett Photography)
Foto: Silvano Pedrett Photography
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?
Lehrpersonen wurden in die Planung involviert und konnten ihre Bedürfnisse hinsichtlich der schulischen Abläufe mit einbringen.
Der Entwurf entstand aus dem vorgängigen Wettbewerb und konnte dementsprechend weiterentwickelt und umgesetzt werden.
Dieses schulische Infrastrukturgebäude reiht sich, wie ich eingangs schon angedeutet habe, architektonischen zwischen einem klassischen Schulhaus und einem Industriegebäude ein.
Unterrichtsraum für textiles Werken (Foto: Silvano Pedrett Photography)
Die transparente Gebäudehülle lässt die Strukturen und Abläufe im Inneren von aussen erkennen. (Foto: Silvano Pedrett Photography)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Wir haben uns einerseits bei der primären Tragstruktur mit vorfabrizierten, vorgespannten Betonträgern und andererseits mit selbstverdichtendem Ortbeton für die Stützen auseinandergesetzt. Für die sekundäre Tragstruktur wurde hingegen einheimisches Holz aus dem Diessenhofer Wald verbaut. Die technischen Strukturen können durch die transparente Fassade erfasst und abgelesen werden.
Die Aula verfügt über eine Theaterbühne. (Foto: Silvano Pedrett Photography)
Der Ergänzungsneubau vervollständigt die Schulanlage Letten und nimmt verschiedene Spezialräume auf. (Foto: Silvano Pedrett Photography)
Pläne in Leserichtung: Nord-, Süd-, Ost- und Westfassade, Grundriss
Querschnitt
Ergänzungsneubau Schulhaus Letten
Standort
Alte Basadingerstrasse 7, 8253 Diessenhofen
Nutzung
Schule mit Spezialräume (Werken mit Holz und Metall, Aula, Bibliothek, Musikzimmer, textiles Werken, Tagesstruktur, Schulküchen)
Auftragsart
Wettbewerb, 1. Preis
Bauherrschaft
Volksschulgemeinde Region Diessenhofen, VSGDH
Architektur
moos giuliani herrmann architekten, Diessenhofen
Projektleitung: Stephan Melcher
Mitarbeiter*innen: Alexander Ehrat, Roman Giuliani, Juval Mori und Cyrill Wipf
Fachplaner
Bauingenieur: Wüst Rellstab Schmid AG, Schaffhausen
Landschaftsarchitekten: Heinrich Landschaftsarchitektur GmbH, Winterthur
Bauphysik: soundtherm GmbH, Schlattingen
HLS: HL-Technik AG, Schaffhausen
Elektroplanung: Edelmann Ingenieurbüro AG, Thalheim an der Thur
Fassadenplanung: Urs Tuchschmid, Weinfelden
Bühnenplanung: Nerlich AG, Tuggen
Signaletik: moos giuliani herrmann architekten, Peter Bührer, Schaffhausen
Jahr der Fertigstellung
2021
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 8,031 Mio.
Gebäudekosten BKP 2
CHF 6,391 Mio.
Gebäudevolumen
6832 m3 (gemäss SIA 416)
Kubikmeterpreis
935 CHF/m3
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeisterarbeiten: Rütimann Hoch + Tiefbau AG, Diessenhofen
Fenster, Aussentüren und Tore: ATEC Metallbau GmbH, Staad
Elektroanlagen: Strasser Elektro AG, Eschenz
Heizungsanlage: Scherrer Haustechnik AG, Schaffhausen
Sanitäre Anlagen: Küwa Haustechnik AG, Wagenhausen
Schreinerarbeiten: Roesch AG, Diessenhofen, und Bantli AG, Eschenz
Fotos
Silvano Pedrett Photography, Zürich