Dachstock in der Stadt
Dachstock in der Stadt
12. de novembre 2015
Haberstroh Architekten haben im vergangenen Jahr ein Reiheneinfamilienhaus in Basel um- und ausgebaut. Markus Haberstroh stellt sich unseren Fragen.
Der Zugang erfolgt über eine neue Falltüre
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die Bausubstanz aus dem Jahr 1928, Teil einer relativ gut erhaltenen Strassenzeile, liess nur eine sanfte Sanierung bzw. zurückhaltende Eingriffe zu. Konstruktiv wurde darauf geachtet, dass bestehende Elemente möglichst unangetastet blieben. Für die Dachgaube wurden zwei Sparren ersetzt, der Rest des Dachstuhls wurde in seiner ursprünglichen Form belassen und lediglich mit präzise gesetzten Dachfenstern zur Beleuchtung einzelner Räume ergänzt.
Die Eingriffe fanden auf sämtlichen Geschossen der Baute statt und mussten minutiös geplant und ausgeführt werden, da die Baustelle über die gesamte Bauzeit durch die fünfköpfige Bauherrschaft bewohnt blieb. Die daher notwendige zeitliche Staffelung der Arbeiten verlängerte die Bauzeit markant auf insgesamt fünf Monate.
Gartenfassade
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Der Dachstuhl, welcher in seiner ursprünglichen Form den grössten Raum des Gebäudes bildete, sollte in seiner eher rohen Präsenz noch spürbar bleiben. Anstatt einer kompletten Sanierung nach üblichen Wohnbaustandards wurden die Bauteile lediglich mit gezielten Eingriffen ergänzt und damit zu einer Komposition zusammengeführt, welche das Alter des Hauses auch nach dem Ausbau noch spüren lässt. Besondere Beachtung wurde der Wertigkeit der neuen Bauteile geschenkt, um einen zu starken Kontrast mit den bestehenden Bauteilen zu vermeiden. So wurde zum Beispiel für den Bodenbelag kein perfektes Parkett gewählt, sondern eine handelsübliche OSB-Platte, welche lediglich gespachtelt und geschliffen wurde. Diese fügt sich nahtlos an die bestehende Brandmauer mit ihrem rauen Putz und den Schleifspuren des ehemaligen Gegengewichtes der Falltür an.
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Gebäude ist Teil einer homogenen Häuserzeile von insgesamt zwölf baugleichen Häusern, in einem reinen Wohnquartier, welches mehrheitlich in derselben Zeit entstand. Abgesehen von einzelnen weniger zurückhaltend sanierten Einheiten ist das gesamte Geviert gut erhalten und veranschaulicht die Wohnbedürfnisse einer Arbeitersiedlung der 1920er Jahre. Die Gebäude sind von einer eleganten Bescheidenheit, mit nahezu schmucklosen Fassaden und einer rigiden Rhythmik. Mit den Sanierungsmassnahmen wurde versucht diese Eleganz zu bewahren und die Veränderungen möglichst sanft in den Bestand einzufügen.
Decke als «Lampenschirm»
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Bei jedem unserer Projekte findet ein intensiver Dialog mit der Bauherrschaft wie auch mit den Planungspartnern statt, wodurch in einem iterativen Prozess versucht wird, sämtliche Bedürfnisse aller «Projektautoren» zu befriedigen. Die Arbeit in Varianten, welche der Bauherrschaft vorgelegt werden, unterstützt diese Methodik und verpflichtet die Bauherrschaft geradezu, sich mit der Gestaltung ihrer zukünftigen Räume auseinanderzusetzen.
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Umbauten und Sanierungen von kleineren Bauten für private Bauherrschaften sind ein Geschäftsfeld, in welchem unser Büro bereits seit der Gründung aktiv ist. Das vorliegende Projekt ist eines der kleineren dieser Sorte, jedoch gleichzeitig eines der komplexesten, welches wir bislang planen durften. Die Eingriffe, welche auf jedem Geschoss und an jeder Nasszelle des bestehenden Hauses stattfanden, auf engstem Raum und unter Betrieb des Hauses durchzuführen, war ein logistischer Seiltanz, der von allen Seiten grossen Einsatz und auch viel Verständnis erforderte.
Grundriss Dachgeschoss
Schnitt
Dachstock in der Stadt
2015
Basel BS
Auftragsart
Direkt
Bauherrschaft
Privat
Architektur
Haberstroh Architekten, Basel
Markus Haberstroh, Christian Navarro, Thomas Schneck, Thomas Voellmy
Fotos
Haberstroh Architekten