Raumbildende Möbel
Ein L-förmiges Foyer, das eigentlich nur Durchgangsraum ist, zu einem Ort mit verschiedenen Bereichen und Aufenthaltsqualität zu machen, ist eine Herausforderung. Bei der Sanierung des «Tower 31» in Hannover haben dies die Planer von BN Architekten durch die intelligente Verknüpfung von Form, Oberfläche und Raum erreicht.
Der «Tower 31» gehört mit seinen 68 Metern zu den zehn höchsten Gebäuden im Zentrum von Hannover, unweit der Georgstrasse und der Leibniz Universität, entsprechendes Stadtpanorama inklusive. Seit dem Jahr 2011 wurde das 17-geschossige Bürohochhaus von einem sogenannten Single-Tenant-, also einem Gebäude mit nur einem Mieter, zu einem Multi-Tenant-Building umgewandelt und umfassend modernisiert. Die einzelnen Etagen lassen sich nun weitestgehend flexibel und individuell nach den Wünschen der neuen Mieter gestalten. Zwei Jahre dauerte die umfassende Modernisierung der 23.000 m² grossen Fläche. Verantwortlich für den Umbau waren BN Architekten aus Hamburg, unter der Regie der beiden Architektinnen Jessica Borchardt und Simone Nentwig. Neben der technischen Auffrischung der Bürostockwerke, die dafür teilweise sogar entkernt wurden, stand für die Architekten vor allem die Ausformulierung des Foyers als hochwertigen Empfangsraum für die verschiedenen Mieterfirmen auf der Wunschliste des Bauherren. Es sollte architektonisch so gestaltet sein, dass sich alle Mieter darin wiederfinden können, also möglichst neutral, mit hohem Wiedererkennungswert.
So haben BN Architekten zunächst den Eingang auf die andere Gebäudeseite gelegt, denn bisher betrat man das Gebäude (der kurzen Wege wegen) direkt dort, wo sich die Fahrstühle befinden. Der zweite Teil des L-förmigen Eingangsbereichs geriet dadurch ins Abseits. Nun gelangt man zunächst in ein Foyer mit Aufenthaltsqualität, dessen Charakter bestimmt wird durch ein dreidimensionales Werk des Künstlers Heiko Zahlmann an der Rückwand. Die aussergewöhnliche Raumform haben sich die Architekten dadurch zunutze gemacht, dass sie den Empfangstresen in der Ecke platziert haben, wodurch hier eine Art Engpass zwischen dem öffentlichen vorderen und dem internen hinteren Bereich entsteht. Der Raumcharakter wird ausserdem von zwei Farben bestimmt: Grau – in diesem Fall ein Grau mit leichtem Braun-Stich – und Weiss. Die grauen Wände und Böden bilden dabei den Hintergrund für die weissen Möbel, die als gestalterisches Element gleich mehrere Funktionen übernehmen: Sie sind Sitzmöbel, Tresen, Mietertafel sowie Aufzugstafel mit Briefkastenanlage. Ihre Form nimmt dabei die bestehenden Strukturen etwa durch die Stützen auf und bildet so verschiedene Zonen innerhalb des Foyer-Bereichs. Die Oberfläche besteht aus dem weissen und durchgefärbten Schichtstoff Duropal SolidColor, eine 1,2 mm starke Platte, die mit normalen Werkzeugen verarbeitet und verleimt werden kann. Reizvoll für die Architekten war hier, dass bei SolidColor die Stossfugen (wenn gewollt) kaum mehr sichtbar sind. So wirken die Möbel wie aus einem Guss, qualitativ und ästhetisch hochwertig – und unterstützen dadurch eben genau das, was das Foyer des «Tower 31» leisten muss.
Sanierung «Tower 31»
Hannover, D
Hersteller
Pfleiderer Holzwerkstoffe GmbH
Neumarkt, D
Kompetenz
Duropal SolidColor
Architekt
BN Architekten
Hamburg, D
Bauherr
n.n.
Kunst am Bau
Heiko Zahlmann
Fertigstellung
2013
Fotografie
Steffen Spitzner
Marcus Bredt
Galerie Borchardt
BN Architekten
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