Sammeln und schenken

Manuel Pestalozzi
11. de juny 2015
Bild: Museum für Gestaltung Zürich

Generationen von angehenden Architektinnen und Architekten lernten in der Schweiz und insbesondere an der ETH Zürich dank Arthur Rüegg und Ruggero Tropeano die Klassische Moderne im Detail und Schicht für Schicht kennen. Beide haben sich als leidenschaftliche Sammler von Originalmöbeln betätigt und sich darum bemüht, die Faszination für das Werk der damaligen Avantgarde der Öffentlichkeit zu vermitteln. Daher ist es nur folgerichtig, dass ihre wertvollen Bestände in die Designsammlung des Museums für Gestaltung in Zürich übergehen, wo sie mit ihrer Hilfe katalogisiert und unter passenden Bedingungen gelagert werden. «Mir war es wichtig, etwas zurückgeben zu können. Unsere Schenkung stellt nun auch sicher, dass die Dinge beieinander bleiben», kommentierte Ruggero Tropeano seinen Entschluss in einem gemeinsamen Interview in der Neuen Zürcher Zeitung.

Die Entwicklungsschritte des Roche-Turms stehen in Herzog & de Meurons «Kabinett» im Dreispitzareal in Reih und Glied. Bild: Kostas Maros, bazonline.ch

Sammlerinnen und Sammler werden sich die meisten Architekturschaffenden nennen können. Oft fällt es schwer, Skizzen und Arbeitsmodelle dem Abfuhrwesen zu übergeben, beim Entwerfen finden viele in der Dokumentation früherer Anstrengungen Inspiration für neue Projekte. Und einige denken auch schon an die Nachwelt. Jacques Herzog und Pierre de Meuron gehören heute zweifellos und mit gutem Grund in die letzte Kategorie. Beide erreichen in diesem Jahr das reguläre Rentenalter, und am 10. Juni konnten sie den Medien ihr 3000 Quadratmeter grosses «Kabinett» im eigens dafür projektierten Lagerhaus vorstellen. Es steht im Dreispitzareal, auf dem Boden der Gemeinde Münchenstein, und enthält neben Unterlagen aus der Tätigkeit des Büros auch Arbeiten verschiedener Künstler, die mit Herzog & de Meuron zusammenarbeiteten.
 
Vage erinnert das Münchensteiner Vorhaben an die Hinterlassenschaft des Satrapen Mausolos und an ägyptische Pyramiden. Doch auch diese Sammlung ist als Schenkung an die Allgemeinheit zu verstehen. Die beiden Architekten gaben bekannt, dass sie eine gemeinnützige Stiftung gegründet haben, damit der Nachlass der Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Das «Kabinett» selbst soll allerdings vorläufig nur auf Anfrage von Fachleuten besucht werden können. Hinter der Gabe stehen übrigens auch ganz pragmatische Überlegungen. «Mit der Gründung des Kabinetts wollen wir zudem der Erbschaftsproblematik ausweichen und unseren Nachlass dem Kunsthandel entziehen», verriet Jacques Herzog dem Reporter der Basler Zeitung.

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