Einfach komplex

Susanna Koeberle
3. de juny 2016
Aussenansicht Schaudepot auf dem Vitra-Campus gegenüber dem Feuerwehrhaus: BIld © Vitra Design Museum, Julien Lanoo

Der Architekturpark auf dem Vitra-Campus hat Zuwachs bekommen. Das Schaudepot, ein Entwurf von Herzog & de Meuron, ist neues Zuhause für einen Teil der riesigen Design-Sammlung, die Rolf Fehlbaum 1981 startete. Seit der Eröffnung des Vitra-Design-Museums 1989 wurde das Jagen und Sammeln im Hause Vitra professionalisiert. Mittlerweile gehören 7'000 Möbelstücke und über 1'000 Leuchten zur Sammlung, weitere Designpreziosen werden folgen. Das führte zu Platzproblemen und so entschied man sich für einen Neubau, der mit den bestehenden unterirdischen Lagerräumlichkeiten der Sammlung verbunden werden konnte.
 

Ausstellungsansicht der Haupthalle. Bild: © Vitra Design Museum, Mark Niedermann

Während H&dM bei ihrem letzten Bau für Vitra, dem Vitra-Haus, den Haus-Archetypus durch seine Vervielfältigung und Stapelung ins Ikonische überführt hatten, entschieden sie sich diesmal für eine einfache Geste. Ein Haus, das wie ein Haus aussieht, Punkt. Ein Bau, der normal ist, ohne langweilig zu sein, wie Jacques Herzog anlässlich der Pressekonferenz meinte. Was nicht bedeute, dass der Entwurfs-Prozess keine Herausforderung gewesen sei, betonte der Architekt. Eine einfache Form der Veredelung erreichten H&dM durch die textile Oberfläche der Fassade aus roten gebrochenen Klinkersteinen. Der Álvaro-Siza-Look hat primär verbindende Funktion und sei nicht als Zitat gedacht. Überhaupt wird bei diesem Projekt viel Gewicht auf Beziehungen zwischen den Dingen gelegt, denn es geht weniger um das Einzelne als um die Komposition, also das Dazwischen – auch bei den ausgestellten Designobjekten. Diese sollen schliesslich im Vordergrund stehen, deklarierte auch Jacques Herzog, und nicht die Autoren des Baus. Es gehört wohl heute zum guten Ton des Architekturdiskurses, die Ich-AG-Zeit abzustreifen und sich geläutert zum Miteinander zu bekennen. Dazu passt das Zugänglichmachen dieser bedeutenden Sammlung, neu auch digital über einen Katalog, den die Besucher über ihre Smartphones oder ausgeliehenen Tablets aufrufen können. Vermittlung tut auf diesem Gebiet Not. Ein Grund mehr den VitraCampus zu besuchen.

Ein Haus, das wie ein Haus aussieht. Bild: © Vitra Design Museum, Julien Lanoo
Sicht auf das «Schaudepot Lab». Bild: © Vitra Design Museum, Mark Niedermann
Einblick Vitra Design Museum: Büro, Bibliothek. Bild: © Vitra Design Museum, Daniele Ansidei

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