E la nave va
Susanna Koeberle
9. de febrer 2018
Das «Marxer active energy building» in Vaduz ist ein ambitioniertes Projekt von falkeis.architects. Bild: zvg
Nach sechsjähriger Planungs-, Forschungs- und Umsetzungsphase wurde das Gebäude kürzlich fertiggestellt. Ein Besuch vor Ort.
«Active energy building», wie der kürzlich fertig gestellte Bau von falkeis.architects in Vaduz betitelt wird, klingt erst einmal kryptisch. Vor Ort erklären die Architekten das Konzept und führen durch das Gebäude. Das ambitionierte (und in der Ausführung ziemlich kostspielige) Projekt ging aus einem Wettbewerb hervor, den die Bauherrin, eine lokale Unternehmerfamilie, ausschrieb. Der Vorschlag der Wiener Architekten überzeugte vor allem durch sein innovatives Energiekonzept. Ziel des Gebäudes ist höchste Nachhaltigkeit, was in diesem Fall nicht nur bedeutet, dass es energieautonom ist, sondern zusätzlich auch zum Energielieferanten wird – daher das Prädikat aktiv. Erreicht wird dies durch eine bewegliche Klimahülle, die auf unterschiedliche Weise auf die klimatischen Bedingungen reagiert und diese nutzt. Dazu gehören feste Sonnenkollektoren sowie neu entwickelte Photovoltaik-Tracker. Diese verändern je nach Sonnenstand ihre Position, was zum futuristischen Look des Baus beiträgt. Auch die anderen beweglichen Flügel basieren auf einer Innovation. Die sogenannten PMC-Klima-Flügel (Phase-Change-Materials) können dank dem Material Paraffin Wärme oder Kälte speichern und direkt nutzbar machen.
Die Optik des Baus wird stark durch die verschiedenen Lamellen und Flügel geprägt. Bild: zvg
Es ist bei unserem Rundgang und bei den vorbereitenden Einführungen viel von Technologie, Innovation und Optimierung die Rede. Und von Forschung: Während sechs Jahren wurde zugleich geplant, geforscht und gebaut. Im selben Zug weisen die Architekten darauf hin, dass ihre Inspirationsquelle für den Entwurf aus der Natur stammt. Insektenflügel und das Baumwachstum waren Ideenlieferanten für die Tragstruktur des Baus. Mittels eines ausgeklügelten Algorithmus entwickelten die Architekten A- und V-förmige Stützen aus Fertigelementen, welche baumartig durch das Gebäude «wachsen». Die Stützen haben eine ganz eigene Ästhetik und wirken wie Raumskulpturen, allerdings ist ihre Platzierung im Raum etwas fragwürdig und stört den Raumfluss eher, wie wir beim Besuch einzelner Wohnungen feststellen (das ganze Bau umfasst 12 unterschiedlich grosse Wohnungen).
Diese Inkongruenz zwischen hoch entwickelter Bauweise und formalem Ausdruck zieht sich wie ein roter Faden durch das Bauwerk, das dank seinen Innovationen durchaus Vorbildcharakter haben könnte. Doch wenn sich einzelne Formen von Algorithmen und Erfindungen ableiten, dann droht auch der Entwurf in Fragmente zu zerfallen (wie man das auch lösen kann, zeigt der Nachbarsbau aus der Feder von Hans Hollein). Dadurch wirkt der Bau wie ein halluzinogener Mix aus Raum- und Kriegsschiff. Dass dieses technologische Flickwerk auffällt, steht fest. Dass es auch international Aufmerksamkeit erregte, darf durchaus als Indikator dafür gelten, dass aus dieser Kiste Zukunftsmusik ertönt. Was fehlt, ist ein ästhetisch überzeugender Gesamteindruck. Lobenswert ist die Tatsache, dass sich die Bauherren auf ein solches Experiment einliessen. Schliesslich wird das Thema Energieeffizienz hoffentlich auch in den nächsten Jahren zuoberst auf der Agenda stehen.