Umbau Stadttheater Solothurn
Eine barocke Inszenierung
21. de maig 2015
phalt Architekten haben kürzlich den Umbau des Stadttheaters Solothurn fertiggestellt. Cornelia Mattiello-Schwaller stellt sich unseren Fragen.
Fischergasse mit Blick auf die neu erstellte Fassade des «Haus Krieg» im Vordergrund
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die Reorganisation eines Theaterbetriebs in einem Häuserensemble in der Altstadt von Solothurn, bestehend aus Gebäuden unterschiedlicher Epochen, ist eine herausfordernde Aufgabe. Die verschiedenen Gebäudeteile mussten aufgrund des teilweise maroden Zustands partiell bis auf einzelne Fragmente zurückgebaut werden. Im Spannungsfeld zwischen der Denkmalpflege, den heutigen Regeln der Baukunst und unserem architektonischen Konzept wurde das Häuserensemble saniert, vervollständigt oder neu interpretiert. Es war eine grosse Fleissarbeit, die Vielzahl an verschiedenen Räumen in die bestehenden sowie neuen Strukturen betrieblich optimal einzupassen. Erschwerend kam die komplexe Schnittlage der vier Gebäudetrakte dazu, welche pro Geschoss bis zu vier verschiedene Niveaus besitzen.
Foyer
Eine weitere Knacknuss lag bei diesem Projekt zudem darin, eine kohärente und durchgängige Gestaltungsprache zu finden, die sowohl den Theatersaal mit seinen barocken Brüstungsmalereien als auch das neu erstellte Foyer oder die Werkstätten und Büros beinhaltet.
Foyer
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Die Suche nach einer geeigneten architektonischen Sprache für die Gestaltung des Theatersaals mit den wiederentdeckten barocken Brüstungsmalereien führte zu einer spannenden Auseinandersetzung mit alten barocken Theatersälen. Die Inspiration fanden wir schliesslich aber in der Auseinandersetzung mit dem Ort und den bestehenden und vorgefundenen Elementen.
Die Gestalt der Brüstungsabschlüsse und der neuen Saalbestuhlung nimmt die geschwungene Figur der Galerien im Saal auf und wird für die Elemente entsprechend weiterentwickelt und adaptiert. Die Farbigkeit des Saals ist abgestimmt auf die Farbwelt der Brüstungsmalereien und erzeugt eine stimmige Raumatmosphäre.
Theatercafé
Die Formensprache der Galerien diente auch für die Gestaltung der neuen grosszügigen Treppenaufgänge im Foyer als Inspiration. Die repräsentative Treppenskulptur prägt den grosszügigen Erschliessungsraum und schnürt die verschiedenen Ebenen mit Garderoben, Café, Toilettenanlagen und Saaleingängen auf elegante Weise zusammen.
Die Gestaltung der Holzfassade des «Haus Krieg», des neu ins Ensemble integrierten ehemaligen Gewerbegebäudes eines Messerschmids, wurde aufgrund des schlechten Zustands aus dem Bestand abgeleitet und neu interpretiert.
Neu gestalteter Theatersaal mit restaurierten Brüstungsmalereien
Theatersaal
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die ehemals geschlossene anonyme Fassade im Erdgeschoss des Theatergebäudes, sowie der Wunsch des Theaters nach mehr Öffentlichkeit, hat uns dazu bewogen, das Haus gegen aussen stärker zu öffnen und dem Gebäudeensemble eine starke Präsenz in den engen Altstadtgassen zu verleihen. Schon bei unserem ersten Besuch fiel uns dieses nicht ausgeschöpfte Potenzial auf. Mit dem neuen Eingang von der südlichen Fischergasse wird das Foyer in die angrenzenden Strassenräume geöffnet und lässt die Grenzen zwischen Strasse und Foyer verwischen, sodass der Eingangsraum zu einer Art inneren Gasse wird.
Künstlergarderoben
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Die tragenden Eckpfeiler des Entwurfs aus dem Wettbewerbsprojekt wurden umgesetzt und weiterverfeinert. Wie es sich für einen Umbau eines denkmalgeschützten Häuserkonglomerats gehört, gab es aber auch unvorhergesehene Entwicklungen: Das ursprüngliche denkmalpflegerische Gutachten aus dem Wettbewerb ermöglichte einen Rückbau des «verbanalisierten» Saals. Diesen Spielraum hatten wir genutzt, um einen neuen, stimmigen Saal mit optimaler Geometrie und Sitzplatzverteilung zu konzipieren. Wegen dem nicht erwarteten Fund von barocken Brüstungsmalereien aus dem 18. Jahrhundert im Sommer 2012 konnten wir mit dem bereits weit entwickelten Saalprojekt praktisch wieder von vorne beginnen. Aufgrund des sensationellen Fundes wurde entschieden, den bisher komplett neu geplanten Theatersaal in seiner Grundstruktur und Geometrie zu erhalten und die Brüstungsbretter mit den Malereien zu restaurieren. Böden, Decken, Unterkonstruktion der Brüstungen sowie der gesamte Ausbau mussten neu erarbeitet werden. Die dadurch erfolgten Projektanpassungen haben sich aber schlussendlich als Glücksfall erwiesen und haben einen kleinen, feinen Saal mit stimmiger Atmosphäre entstehen lassen.
Situation
Grundriss Erdgeschoss
Längsschnitt durch die 5 Gebäude
Umbau Stadttheater Solothurn
2014
Solothurn SO
Auftragsart
Projektwettbewerb 2009
Bauherrschaft
Stadt Solothurn, Solothurn
Architektur
phalt Architekten AG, Zürich
Cornelia Mattiello-Schwaller (Projektsteuerung), Mike Mattiello, Frank Schneider, Cornelia Kaderli (Projektleitung)
Fachplaner
Bauingenieur: Schnetzer Puskas Bauingenieure AG, Zürich
HLK-Ingenieur: Meierhans + Partner AG, Schwerzenbach
Sanitäringenieur: Ingenieurbüro Bösch AG, Unterengstringen
Elektroingenieur: Hefti.Hess.Martignoni AG, Solothurn
Bauphysik/Akustik: Bakus Bauphysik + Akustik GmbH, Zürich
Bühnentechnik: Szeno Engineering GmbH, Stans
Signaletik: Bringolf Irion Vögeli GmbH, Zürich
Bauleitung
Jaeger Baumanagement AG, Zürich
Gesamtkosten
CHF 20.0 Mio.
Gebäudekosten
CHF 14.8 Mio.
Gebäudevolumen
11'419 m3
Kubikmeterpreis
920 CHF/m3
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeister: Erne AG Bauunternehmung, Rheinfelden
Zimmermann: Bader Holzbau AG, Aedermannsdorf
Restaurationsarbeiten Brüstungsmalereien: ARGE Berndt Wälti, Solothurn
Objektspezifischer Theaterstuhl: Poltrona Frau, Italien
Objektspezifische Leuchten: Neue Werkstatt, Winterthur
Fotos
Roger Frei Architekturfotografie, Zürich
Johannes Iff Architekt und Fotograf, Solothurn
Bernd Druffel Architekt und Fotograf, Zürich