Bains de Géronde
25. 九月 2014
NAU und Drexler Guinand Jauslin Architekten haben kürzlich ein Freibad in Sierre/Siders fertiggestellt. Jean-Lucien Gay und Marc Guinand wählen drei Zeichnungen und neun Fotos und beantworten unsere sieben Fragen.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die sensible Integration des Projektes in der malerischen Landschaft vom Lac de Géronde und der Umgang mit dem denkmalgeschützten, halbkreisförmigen Garderobengebäude von 1932 stellten die grössten Herausforderungen dar.
Als zweite Inspirationsquelle dient das halbkreisförmige Garderobengebäude von Hans Biéri und dessen Einbindung im Projekt. Das Terrassenprinzip wird am Eingang sowie am nordöstlichen Hang als Promenade entlang der Felsen erweitert. Die dadurch neu entstehenden Terrassen ermöglichen die harmonische Integrierung des neuen Raumprogramms, sowie die Benützung der Dachpromenade als Seerundgang ausserhalb der Badesaison. Die modernistische Anlage wird sorgfältig saniert, ihre Wirkung verstärkt. Die Materialpalette der Neubauten beschränkt sich auf Beton, Aluminium und Holz als zeitgenössisches Pendant zur historischen Substanz. Die vom Pioniergeist der Sportarchitektur der Moderne geprägte sanfte und nachhaltige Erweiterung stellt den malerischen Standort von Géronde in den Vordergrund.
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Der Pioniergeist der modernen Sportarchitektur hat uns durch das ganze Projekt geführt. Im diesen Sinn war das Projekt Entdeckung und Herausforderung. Einerseits ist es anspruchsvoll die einfache, zweckmässige Architektursprache mit den heutigen Anforderungen in Einklang zu bringen; andererseits zwingt uns diese Übersetzung des modernen Vokabulars, neu über Details und Konstruktion nachzudenken.
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Der malerische Ort vom Lac de Géronde war immer ein Wahrzeichnen von Sierre, sowie eine Inspirationsquelle für Maler und Liebhaber des Pittoresken. Man findet zahlreiche Malereien und grafische Abbildung auf Postkarten, zum Beispiel jene für die Simplon Linie, die den Geist des Projekts prägt. Im Schatten einer südländischen Pinienlandschaft liegen schmachtend zwei Badegäste, im Hintergrund erblickt man die malerischen Konturen des Lac de Géronde unter der Sonne, das Baden wird zelebriert. Unser Bestreben lag darin, diese Jungendstil-Atmosphäre und die Verehrung des Badeerlebnisses wieder aufleben zu lassen.
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die Komplexität der Aufgabe, bedingt durch Aspekte wie die Anforderungen der Denkmalpflege, die Ufer-Renaturierung, die Schwimmbadtechnik, den anspruchsvollen Baugrund und die engen Platzverhältnisse, hat eine enge Zusammenarbeit aller Mitwirkenden gefordert. Es hat viel Gedankenaustausch gebraucht um den Prozess richtig zu steuern und den Anforderungen aller Nutzer gerecht zu werden. Die spezielle und herausfordernde Bauaufgabe war eine einmalige Erfahrung für viele der Beteiligten.
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Vom Wettbewerb bis zur Realisierung sind nur das Konzept und der Ort geblieben. Die technischen Schwierigkeiten, die Anforderung der Behörden, die Kosten und die vielen weiteren Faktoren haben dem Projekt schliesslich seine endgültige Form gegeben. Die Kunst war es, jede Anpassung als Optimierungsmöglichkeit zu sehen und so zu integrieren, dass die Hauptidee des Projektes verstärkt wird.
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Das Projekt ist eine einmalige Aufgabe, die zahlreiche herausfordernde Themen wie die Denkmalpflege, das Bauen im Hochwasserbereich, die Renaturierung des Ufers und zeitgenössische Bädertechnik kombiniert. Das Projekt hat uns dreieinhalb Jahre begleitet und hat selbstverständlich eine zentrale Rolle in unserem Büro eingenommen. Schliesslich ist es für einen Architekten ein Privileg, an einer solch schönen Aufgabe an diesem idyllischen Ort zu arbeiten.
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Weder noch. Das Projekt setzt weitgehend erneuerbare Energie für die Erwärmung des Badewassers ein, die Energieeffizienz ist aber kein Ziel an sich. Viel mehr hat uns das Baderlebnis als narrative Erfahrung interessiert. Wir sehen hier eine Weiterführung des modernen, halbkreisförmigen Entwurfes von Hans Biéri, der die Promenade und das Flanieren glorifiziert. Kurvig, rot oder schräg ist nicht die Frage. Der architektonische Rahmen soll im Sinne der Moderne das Baden inszenieren und dem Erlebnis des Badegastes möglichst vielseitig dienen.
Das Projekt «Côte sauvage» steht im Sinne einer Renaturierung des Ufers und der Stärkung des Bezuges der Badeanlage zum See. Das Projekt entwickelt sich mit geschwungenen Linien aus der Topographie der Landschaft und inszeniert vorhandene Felsen, Bäume und die Wasserflächen.
Die neuen Schwimmbecken erscheinen als schwebende Flächen über dem See und bieten den Badenden einmalige Blicke in die Landschaft. Der sensible Bezug zum Wasserspiegel vom Lac de Géronde steht im Vordergrund. Holzstege und Flosse ermöglichen dem Schwimmer einen direkten Zugang zum See. Das Ufer wird mit einheimischen aquatischen Pflanzen wie der weissen Seerose Nymphaea alba, dem schmalblättrigen Rohrkolben Typhea angustifolia und der gewöhnlichen Teichbinse scirpus lacustris renaturiert. Die naturnahe Landschaftsgestaltung umfasst den Schwimmbereich, und schafft somit einen idyllischen Rahmen für das Badeerlebnis.
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Situation
Bains de Géronde
2014
Sierre/Siders VS
Auftragsart
Wettbewerb
Bauherrschaft
Ville de Sierre / Stadt Siders
Architektur
NAU Architecture, Zürich & Drexler Guinand Jauslin Architekten AG, Zürich
Projektleiter: Jean-Lucien Gay
MitarbeiterInnen: Marc Guinand, Michael Brown, Nadine Jerchau, Maggie Planchat, Leo Kocan, Roberta Margnetti, Knut Brunier, Murielle Leucker, Martyna Michalik, Stephanie Adamou
Fachplaner
Bauingenieur: Jean-Marie Viaccoz Sàrl, Sierre/Siders; SD Ingénierie, Sion/Sitten
Bauphysik: Enerconseil SA, Sion/Sitten
HLKKS: BTC Bonvin Technique Conseil Sàrl, Sierre/Siders
Elektroplaner: RTM Réalisations Techniques Multiples SA, Martigny
Umweltbaubegleitung: IMPACT SA, Granges; ETEC, Sion/Sitten; DROSERA SA, Sion
Bauleitung
Giorla & Trautmann Architectes SA, Sierre
Gesamtkosten
11.7 Mio.
Gebäudekosten
8.9 Mio.
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeister: Emery-Epiney SA, Sierre/Siders
Edelstahl Schwimmbecken: HSB Hinke Schwimmbad Schweiz AG, Luzern
Schwimmbadtechnik: Fehlmann Wasseraufbereitung AG, Münchenbuchsee
Wasserrutsche: Klarer Freizeitanlagen AG, Hallau
Metallbau 1 (Fenster, Türen, Fassadenverkleidung): MétalVision Sàrl, Sierre/Siders
Metallbau 2 (Geländer, Zäune, Tore): Hygin Debons, Savièse
Sanitäranlagen: Sacco SA, Chippis; Lehner SA, Sierre/Siders
Elektroanlagen: Borgeat Electricité SA, Sierre/Siders; Domotic SA, Sierre/Siders
Garderobenschränke und Trennwände: Büwa AG, Bichwil
Flüssigabdichtungen und Bodenbeläge aussen: Sikabau AG, Steg
Küchenanlage: Restorex Cuisines professionnelles SA, Conthey
Schreinerarbeiten: Menuiserie Tous Bois, Sierre/Siders
Landschaft: Pierre Terrettaz Parcs & Jardins SA, Sion, VS; Zep Sàrl, Chippis
Plattenlegerarbeiten: Loucarrelage Sarl, Sierre/Siders
Fotos
Roger Frei, Zürich