Internat Kloster Disentis

22. junho 2006

Internat Kloster Disentis
2004


Bauherrschaft
Benediktinerabtei Kloster
Disentis

Architektur
Gion A. Caminada
Vrin

Projektleitung/Bauführung
Michael von Arx

Ingenieur
Serafin Rensch
Trun

Anlagekosten (BKP 1–9)
CHF 5,2 Mio.

Der Fensterrhythmus des Unterhauses orientiert sich am Kloster. Man sieht, die beiden Häuser gehören zusammen.

Im Inneren generiert Caminada mit einer einfachen, aber effektvollen Regel maximale räumliche Vielfalt: Indem er die Grundrisse jeweils um neunzig Grad dreht, bekommt jeder Stock einen eigenen Charakter und folgt doch immer demselben Prinzip. Rund um den zentralen Treppenhaus- und Liftkern sind die Zimmer entlang drei Seiten wie am Schnürchen aufgereiht. Gegen die vierte Seite hin öffnet sich der Raum nach aussen und wird vom knappen und dunklen Erschliessungs- zum grosszügigen und hellen Begegnungsraum. Attraktion bei den jungen Mädchen ist das geheizte 'Ofenbänkli' Eine aus der hellbraunen Treppenhausskulptur herausgeschnittene, mit grossen Bronzeplatten ausgekleidete Sitznische. Die Fenster dieser gemeinschaftlichen Wohnzimmer schneiden immer neue Bilder aus der Umgebung. Sie heissen Tal, Hinterhof, Kloster und Dorfausgang beziehungsweise -eingang. Das Haus erinnert an einen Fuchsbau: Jeder Stock hat – zusätzlich zur zentralen Erschliessung – seinen eigenen Eingang. Möglich machen die Schleichwege die Lage im steilen Hang.
Kleinste Einheit sind die 31 fast quadratischen Zimmer. Es sind bewohnbare Möbel: Man betritt sie über eine an Kajüten-Architektur erinnernde Lärchenskulptur. Es ist Garderobe, Schrank, Lavabo, Dusche und WC in einem. Die Möbel im Zimmer selbst sind einfach und zurückhaltend: Schreibtisch, Stuhl, Bettsofa und zwei Korpusse – mehr gibt es nicht. Die Fensternische neben dem Lüftungsflügel ist derzeit der beliebteste Schlupfwinkel. Unter dem Fensterbrett hat Caminada die Heizung platziert. Das macht die bevorzugte Leseecke der Schülerinnen komfortabel. Die Fensternische ist aber noch viel mehr. Sie ist auch Raumschleuse zwischen innen und aussen: Sie ist ein Raum im Raum und ermöglicht, aus dem Zimmer herauszutreten beziehungsweise draussen zu sitzen, ohne es zu verlassen.

Kantige Treppenhausskulptur im Begegnungsraum: jedes der gemeinschaftlichen Wohnzimmer ist in eine andere Himmelsrichtung orientiert.
Kalkspachtelboden, Betonwände und Kassettendecke verleihen dem Gemeinschaftsraum klösterliche Strenge und Eleganz.

Am unteren Ende der kantigen Treppenhausskulptur liegt der Gemeinschaftsraum. Es ist ein fast sakral anmutender Raum mit dunkelrotem Kalkspachtelboden. Nur ein grosses blindes Fenster gegen die Strasse lässt Tageslicht hinein. Hier sind nicht nur der Treppenhauskörper, sondern auch die Wände aus dem samtweich anmutenden Beton. Er hat seinen hellbraunen Farbton durch Verwendung von Stein aus der Region. Die spiegelglatten Wände hat der Architekt mit Öl lackieren lassen, dessen Oberfläche beim Eintrocknen Haarrisse bekommt, die sich wiederum zu dekorativen Krakeleien auswachsen. Der an Lehmwände erinnernde Beton verspricht ein Sinneserlebnis – eine geheimnisvolle Landkarte, die man berühren will. Gion A. Caminada hat in Disentis ein Wohlfühlhaus für junge Mädchen entworfen. Er selbst nennt die Zimmer darum auch «Nester für Nestflüchtlinge». Neben seinen sinnlichen Qualitäten hat das Haus aber auch grosse räumliche: Durch die geschickte Organisation des Grundrisses ermöglicht der Architekt den Schülerinnen Nähe und Distanz selbst zu kontrollieren. Durch die labyrinthische Erschliessung mit ihren Schleichwegen finden unerwartete Begegnungen statt, die Mädchen können aber auch zu erwartenden Begegnungen aus dem Weg gehen. Roderick Hönig

Es gibt 31 unterschiedliche Zimmer- von Caminada als bewohnbare Möbel entworfen.

Internat Kloster Disentis
2004


Bauherrschaft
Benediktinerabtei Kloster
Disentis

Architektur
Gion A. Caminada
Vrin

Projektleitung/Bauführung
Michael von Arx

Ingenieur
Serafin Rensch
Trun

Anlagekosten (BKP 1–9)
CHF 5,2 Mio.

Projeto destacado

MMJS Jauch-Stolz Architekten AG

Wohnbau Giselihalde

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