Sanierung und Erweiterung Kantonsschule Heerbrugg
Weiterbauen als Gestaltungsstrategie
19. juni 2014
huggenbergerfries haben kürzlich die Sanierung und Erweiterung der Kantonsschule Heerbrugg fertiggestellt. Die Architekten wählen drei Zeichnungen und fünf Fotos und beantworten unsere fünf Fragen.
Eingang
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der Neubau entwickelt die kraftvolle Architektur des Bestandes aus den 70er Jahren weiter und vereinigt die bestehenden Teile mit dem Neubau zu einem Ganzen. Auf der Suche nach Kontinuität haben wir die Merkmale der ursprünglichen Baustrukturen erhalten und die vorgefundenen räumlichen Qualitäten weitergestrickt, damit Alt und Neu zusammenwachsen.
Eingangshalle
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die Kantonsschule Heerbrugg steht am Übergang der Siedlungsstruktur zum Landschaftsraum. Das Gebäudeensemble setzt sich aus dem Schultrakt und dem Sporttrakt zu einer z-förmigen Anlage zusammen und scheidet neu eine dem Dorf zugewandte Eingangsseite und einen Grünraum zur Landschaft hin aus. Die starke Präsenz des Gebäudes als Solitär in der Landschaft weist auf die Zentrumsfunktion der Schule im grossräumigen Kontext des unteren Rheintals hin.
Mensa
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Dank der robusten räumlichen Grundstruktur unseres Wettbewerbsprojektes konnten wir im Planungsverlauf diverse Inputs von Bauherrschaft und Nutzern einarbeiten. Die Eingangshalle bildet zusammen mit dem Pausenbereich im Westtrakt, sowie der Bibliothek, Mensa und Aula ein Raumkontinuum als offenes Erdgeschoss. In dessen Mitte steht der Kunst-am-Bau-Beitrag von Alex Hanimann, ein Abbild der Schülerin Vanessa in vierfacher Lebensgrösse aus getriebenem Chromstahl. Für die kulturell aktive Schule ist die doppelgeschossige Eingangshalle mit dem neuen Eingangsbereich pulsierendes Herz geworden.
Westtrakt
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Getreu unserm Credo «wir bauen nichts, was auch woanders stehen könnte» entwickelten wir die Entwurfsstrategien aus dem Kontext. Uns interessert besonders, aus dem Vorgefundenen spezifische Raum- und Materialqualitäten zu entwickeln. Für die Kanti Heerbrugg sind dies die jetzt vervollständigte, überhohe Eingangshalle sowie das Material Beton in seinen unterschiedlichen Anwendungsformen. Die sanierte Kantonsschule Heerbrugg verinnerlicht nun verschiedene Zeitepochen in ihrer Gestalt.
Fassadendetail
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Ausgangslage war der Bestand aus den 70er Jahren, wo Sichtbetonwände und kassetierte Decken die Erscheinung prägten. Im Neubau wird das Material Beton in verschiedenen Anwendungen so inszeniert, dass Beton eine sinnfällige Einheit von Tragstruktur und architektonischem Ausdruck ermöglicht; vorfabrizierte Rippendeckenplatten werden zur raumhaltigen Lichtdecke, die aussenliegenden, gebäudehohen Fassadenstützen bilden zusammen mit der losgelösten Fensterschicht eine raumhaltige Fassade mit vielseitigem Licht- und Schattenspiel.
Situation
Grundriss 1. Obergeschoss
Schnitt Südfassade
Sanierung und Erweiterung Kantonsschule Heerbrugg
2013/2014
Heerbrugg SG
Auftragsart
Präqualifikation / Wettbewerb
Bauherrschaft
Baudepartement Kanton St. Gallen, vertreten durch das Hochbauamt
Architektur
huggenbergerfries Architekten AG ETH SIA BSA, Zürich
Fachplaner
Bauleitung: Cristuzzi Architektur AG, Widnau
Bauingenieur: Walt & Galmarini AG, Zürich
HLKS: Eggenberger Ingenieure, Buchs
Lüftung: Ospelt Haustechnik AG, Vaduz
Elektro: Marquart Elektroplanung, Buchs
Landschaftsarchitektur: Pauli Stricker GmbH, St.Gallen
Bauleitung Landschaftsarchitektur: Alge Landschaftsarchitekten, Widnau
Bauphysik: Stadlin Bautechnologie, Buchs
Geotechnik: Grundbauberatung AG, St.Gallen
Schadstoffanalyse: Jehle Umweltdienste GmbH, Mumpf
Zustandsanalyse: Wolfseher&Partner AG, Zürich
Laborplanung: LaPla Laborplanung, Steinhausen
Gastroplanung: GKP plus Grossküchenplanung, Steinach
Brandschutz: Braun Brandsicherheit AG, Winterthur / Balzer Ingenieure AG, Chur
Aulaplanung: Bühnenplan Nerlich, Uetliburg
Signaletik: Inform GmbH, Rorschach
Kunst am Bau: Alex Hanimann, St.Gallen
Bauleitung
Cristuzzi Architektur AG, Widnau
Gebäudevolumen
SIA 116: 87'640 m3
SIA 416: 79'456 m3
Energiestandard
Minergie
Kunst am Bau Autor
Alex Hanimann, St. Gallen
Chromstahlskulptur, getrieben, Schülerin, vierfache Lebensgrösse
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeisterarbeiten: ARGE Implenia / Wohnlich Bau AG, Buchs
Betonelemente: Element AG, Veltheim | Paluselli Elementbau AG, Diepoldsau
Fenster Holz/Metall: Baumgartner AG, Hagendorn
Kunststeinarbeiten: ARGE Sonderegger / Bärlocher AG, Staad
Leuchten: Fluora Leuchten AG, Herisau | Zumtobel Licht AG, Zürich
Malerarbeiten: T. Ruggiero & Söhne GmbH, Wil
Schreinerarbeiten: zomoform AG, Au | Der Marte, Sennwald | Koster AG Holzwelten, St.Gallen | Raschun GmbH, Balgach
Fotos
Hanspeter Schiess, Trogen
Beat Bühler, Zürich