Main Station Vienna
Der Bahnhof als Identifikation
11. juni 2015
Theo Hotz Partner Architekten have recently completed the diamond-shaped roof covering the Central Station in Vienna. Peter Berger answered our questions.
Luftbild
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der Hauptbahnhof Wien wurde als Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs mit einer skulpturalen Dachstruktur als städtebauliches Leuchtturmprojekt und Landmarke eines sich transformierenden Stadtviertels entwickelt.
Zwei historische Kopfbahnhöfe werden zu einer Verkehrsstation und somit zum Durchgangsbahnhof. Diese Situation bildet als öffentlicher Raum das Bindeglied zwischen den bis anhin durch den Güterbahnhof getrennten Stadtteilen Favoriten und Wieden.
Die ursprünglich auf einem Damm angelegte Gleisanlage findet man nun auf einer Brücke von sieben Metern Höhe über dem Stadtgrund. Somit wird die Bahninfrastruktur von der Fussgängerebene entflochten, und den Bahnpassagieren eröffnet sich ein Weitblick über die neuen und alten Stadtquartiere.
Luftbild
Dachlandschaft
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Das Wahrzeichen (Landmarke), welches der Bahnhof darstellt, besteht aus einem rhythmisch strukturierten Faltwerk, mit welchem eine Dramaturgie von starken Innen- und Aussenräumen generiert wird.
Die geometrische Dachstruktur, welche mit einem dynamischen Auftakt über der Querverbindung der Mommsengasse einen städtebaulichen Akzent setzt, baut sich als einfache Bahnsteigüberdachung über den fünf Bahnsteigen auf.
Die Struktur des Daches orientiert sich am Typ der Standardeinzeldächer der ÖBB, welche sich durch die räumliche Auf- und Abbewegung sowie durch seitliches Ausdehnen und Komprimieren zu einer äusserst kräftigen rhythmisierten Bahnhofshalle entwickelt.
Dachuntersicht
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Der neue Hauptbahnhof ist ein verkehrspolitisches Schlüsselprojekt für Wien. Erstmals werden in der Bundeshauptstadt aus allen Richtungen kommende Züge in einer Verkehrsstation verknüpft. Mit dem Masterplan «Stadtteil Wien Südbahnhof», aus welchem 2004 der Masterplan «Bahnhof Wien Europa Mitte» resultierte, wurde ein städtebauliches Leitbild für das Areal des Südbahnhofes entwickelt.
Der Hauptbahnhof gilt als Initialzündung für die Bebauung mehrerer Baufelder und für das Anlegen eines Parks (Europapark) auf der Basis dieses Masterplanes.
Bahnsteig
Bahnsteig
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Unser Büro blickt auf eine langjährige Erfahrung in Planung und Ausführung von Bauten des gesamten Architekturspektrums zurück. Das Thema Mobilität spielt dabei eine zentrale Rolle.
Faktoren wie internationaler Standort, Komplexität der Bauaufgabe und der skulpturale Entwurf der Dachstruktur lassen den Hauptbahnhof Wien zum Flagship unserer zahlreichen Infrastrukturbauten werden.
Bahnsteigüberdachung
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Der Entwurf der skulptural erscheinenden Dachkonstruktion ist das Ergebnis einer engen und frühzeitigen Verknüpfung zwischen Architektur und Ingenieurbaukunst, welche sich in der Ästhetik der Konstruktion abzeichnet.
Das Rautendach wurde mit Hilfe von unzähligen analogen und digitalen 3D-Modellen in unserem Büro entwickelt. 35 Statiker und Konstrukteure der Unger-Gruppe vollendeten bei Übernahme unserer 3D-Daten den Planungsprozess mittels modernster CAD/CAM-Systemen.
Die Verwendung von Stahl und Aluminiumsandwichplatten spielen dabei eine zentrale Rolle.
Die Fassadenhaut aus Aluminiumpaneelen an der Dachuntersicht ist sichtbar mit Nieten befestigt und entwickelt sich zu einem vielfältig facettierten Faltwerk aus großflächigen Dreiecken, die mit ihrem erstaunlichen Lichtspiel massgeblich zur besonderen Erscheinung des Hauptbahnhofes beitragen.
Situation
Erdgeschoss
Längsschnitt
Querschnitt
Hauptbahnhof Wien
2014
Wien (AT)
Auftragsart
Wettbewerb
Bauherrschaft
ÖBB Infrastruktur AG, Wien
Architektur
Innerhalb ARGE Wiener Team: Architektenteam Hotz/Hoffmann - Wimmer
Architektur Rautendach: Theo Hotz Partner Architekten, Zürich
Projektpartner: Theo Hotz, Stefan Adler, Peter Berger, Robert Surbeck
Projektleiter: Tim Häberlin
Beteiligte Mitarbeiter: Marc Zicklam, Yinh Hai Nhan, David Spühler
Fachplaner
Gesamtplaner: Wiener Team | ARGE Werner Consult, ISP, Stoik, Tecton, Pistecky | Federführung: Werner Consult Ziviltechnikergesellschaft m.b.H., Wien
Tragwerksplaner: Werner Consult Ziviltechnikergesellschaft m.b.H., Wien
Fassadenplaner Rautendach: FOB Face of Buildings Planning Stimakovits, Oberpullendorf
Sanitärplanung: ZFG Projekt, Baden
Elektroplanung: E+P Eipeldauerm, Traiskirchen
Generalunternehmung Dach und Stahlbau: Unger Stahlbau Ges.m.b.H., Oberwart
Gestalterische Leitung Rautendach
Theo Hotz Partner Architekten, Zürich
Bauleitung Rautendach
Unger Stahlbau Ges.m.b.H., Oberwart
Gesamtkosten Verkehrsstation
EURO 240 Mio.
Kosten Dachkonstruktion
EURO 30 Mio.
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Generalunternehmung Dach und Stahlbau: Unger Stahlbau Ges.m.b.H., Oberwart
Profilblechdach: Zambelli GmbH & Co.KG, Grafenau/Haus im Wald
Rautendach Alucobondfassaden: ICC Fassadentechnik, Mondsee
Rautendach Glasfassade: GIG Fassaden, Attnang-Puchheim
Auszeichnung
Europäischer Stahlbaupreis 2015
Fotos
Roman Bönsch, Wien