Filigraner Holzbau
VOSS Architects und Ebeling Architekten
29. augustus 2019
Foto: Barbara Bühler
Die Arbeitsgemeinschaft aus VOSS Architects und Ebeling Architekten hat im Frühjahr den neuen Werkhof von Sissach fertiggestellt. Christian Voss stellt sich unseren Fragen.
Ort Netzenstrasse 3, 4450 Sissach
Auftragsart 1. Preis im offenen Wettbewerb
Bauherrschaft Bau- und Umweltschutzdirektion Kanton Basel-Landschaft, Liestal
Architektur ARGE aus VOSS Architects GmbH (Christian Voss, Juan Solera), Basel und Ebeling Architekten GmbH (Corina Ebeling), Basel
Fachplaner Generalplaner: Rapp Architekten AG, Münchenstein | Tragwerksplaner: ZPF Ingenieure AG, Basel | Heizungs- Lüftungsplanung und Bauphysik: Waldhauser + Hermann AG, Münchenstein | Elektroplaner: HKG Engineering AG, Pratteln | Sanitärplaner: Sanplan Ingenieure AG, Lausen | Brandschutzplaner: Visotec Consulting AG, Allschwil | Umgebung: Berchtold + Tosoni AG, Sissach
Bauleitung RAPP Architekten AG, Münchenstein
Jahr der Fertigstellung 2019
Gesamtkosten 8.18 Mio. CHF
Gebäudevolumen 13'611.6 m3 (warm), 11'985.8 m3 (kalt)
Energiestandard Administration und Werkstätten erfüllen die Primäranforderung Minergie-P, die Einstellhalle den reduzierten Dämmstandard mit maximal 8°C Raumlufttemperatur
Massgeblich beteiligte Unternehmer Aushub und Baumeister: Marti AG, Lausen | Holzbau und Fassade: Sohm AG, Widnau | Salzsilo: Haudenschild AG, Niederbipp | Spengler: Bernhard Partner AG, Langenthal | Elektro: Etavis Kriegel+Co. AG, Liestal | Heizungs-Lüftungsinstallation: R.Häsler AG, Möhlin | Sanitär: John Haustechnik AG, Sissach
Fotos Barbara Bühler
Unseren Wettbewerbsentwurf haben wir damals «Tenn» genannt – eine Anspielung auf die ländlichen und gewerblichen Nutzbauten, das Bild der bäuerlichen Schweizer Tenne. Dabei haben wir uns stark von den Holzbauten in der Umgebung von Sissach und in Baselland inspirieren lassen. Das hundert Meter lange Satteldach, dass alle Bereiche des Werkhofs unter sich zusammenfasst, wurde daraus entwickelt. Der Turm des Salzsilos ist an die Formensprache der historischen Salinengebäude im Baselland angelehnt und setzt einen Kontrapunkt zum lang gestreckten Dach des Baukörpers und seiner Umgebung.
Foto: Barbara Bühler
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?Der Werkhof befindet sich auf einer rechteckigen Parzelle am Rande des Industriegebietes von Sissach, einer aus unserer Sicht eher anonymen Zone zwischen Autobahn und Zufahrtsstrasse. Wir haben den Neubau parallel zur Erschliessungsstrasse zentral auf dem Grundstück platziert und so ausgerichtet, dass er von allen Seiten befahrbar und zugänglich ist. Damit konnten wir den Nutzer*innen die gewünschte Flexibilität und Übersicht ermöglichen. Aufgrund der Volumetrie des Baukörpers beziehungsweise des Salzsilos und seiner Materialisierung in Holz hoffen wir, dass der von uns entworfene Werkhof für die Mitarbeiter*innen ein identitätsstiftender Ort im Industriegebiet wird.
Foto: Barbara Bühler
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?Der Werkhof in Sissach ist uns wichtig, ist er doch das erste grössere Gebäude, das wir in der Schweiz umsetzen konnten. Dabei war die Zusammenarbeit mit der ZPF Ingenieure AG als kollaborativer Prozess eine gute Möglichkeit, um uns vertieft mit den Themen Holzkonstruktion auseinanderzusetzen. Gleichzeitig interessiert uns der Einsatz von rohen und unbehandelten Materialien, die Gebäuden bei sorgfältiger Detaillierung eine gewisse Schlichtheit und Langlebigkeit geben und ihnen durch ihre Eigenschaften eine starke Authentizität verleihen. Aktuell planen wir Wohnungsbau, wobei wir die Erfahrungen aus dem Projekt in Sissach nutzen. Es gibt Parallelen hinsichtlich der Konstruktion. Wir möchten deren Prinzipien aufgreifen und neu interpretieren.
Foto: Barbara Bühler
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?Für uns war schon in der Wettbewerbsphase klar, dass wir die Tragstruktur des Gebäudes so einfach und schlank wie möglich halten und in Holzbauweise umsetzen wollten. Dafür haben wir gemeinsam ein Tragwerk entwickelt, das die verschiedenen Holzarten und den Stahl entsprechend ihren jeweiligen Eigenschaften einsetzt: Elemente aus Buchenfurnierschichtholz werden auf Druck belastet, Teile aus Fichtenholz auf Biegung und solche aus Stahl auf Zug. Dies ermöglichte uns, die Querschnitte auf ein Optimum zu reduzieren und dem Werkhof ein schlichtes Satteldach zu geben, das ihm seinen besonderen Charakter verleiht.