Die Schulanlage Gellert wurde in den Jahren 1953 – 1959 durch den Kantonsbaumeister Julius Maurizio in mehreren Etappen erstellt. Das teilweise inventarisierte Gebäudeensemble umfasst zwei längliche, zueinander verschobene Schulhäuser (Gellert 1, 1953 und Gellert 2, 1957), quer dazu einen über eine T-förmige, gedeckte Pausenhalle verbundener Singsaalbau mit Hauswartwohnung (1953) und eine Doppelturnhalle (1959). Der Kindergarten (1957), bestehend aus drei fünfeckigen Haupträumen mit dazwischenliegenden Nebenräumen, liegt in am nordöstlichen Parzellenrand.
Mit ihrer pavillonartigen Struktur, kindergerechtem Massstab und plastischer Gestaltung der Fassaden bietet die Schulanlage Qualitäten, die bis heute überzeugen. Der Fokus der Gesamtsanierung lag daher neben der energetischen Ertüchtigung und der Anpassung an aktuelle Gesetze und Normen darauf, die Schule mit durchdachten Nutzungverteilungen und minimalen baulichen Eingriffen räumlich und funktional für die kommenden Jahrzehnte zu ertüchtigen. Die Doppelturnhalle Christoph Merian (1959/63) südlich der Primarschule wurde im gleichen Zuge unter denselben Zielsetzungen saniert.
Massgebend für die Sanierung war ein umfassendes Nachhaltigkeitsverständnis. Das neu geforderte Raumprogramm wurde im Sinne einer baulichen Nachhaltigkeit so lange optimiert, bis es innerhalb des bestehenden Bauvolumens integriert werden konnte. So wurden etwa die vormaligen Garderoben im Kindergarten zu Gruppenräumen umgenutzt und die gedeckten Aussenräume mit einer Holz-glaskonstruktion gegenüber der Umgebung geschlossen, um die Garderoben und Nasszellen zu beherbergen. Neue Verbindungstüren zwischen den Gruppen- und Haupträumen erlauben eine einfache Betreuung über das ganze Gebäude.
Im zukünftig durch die Tagesstruktur genutzten Gebäudetrakt Gellert 2 wurden im Dachgeschoss beidseitig Schleppgauben aufgesetzt und der Dachraum zu einem betreuten Spielestrich ausgebaut. Zusätzlich wurde am Ende des Korridors eine Fluchttreppe ergänzt und alle Geschosse beider Schulhaustrakte mit einem neuen Lift hindernisfrei erschlossen. In der Nebenraumschicht des Turnhallentrakt wurde mit der Entfernung der Mittelwand ein gemeinsamer Zugang zu beiden Hallen mit Lehrer- und IV-Umkleide und Toiletten mit Duschen geschaffen. Die neue Wandverkleidung in den Hallen dient einerseits der BASPO-konformen Integration der Technik, andererseits, über einer Höhe über 2.70m und zusammen mit der Decke, einer erheblichen Verbesserung der Raumakustik.
Die technische Nachhaltigkeit zielt auf einen möglichst reduzierten Einsatz von technischen Anlagen ab, die aufgrund der unterschiedlichen Lebensdauer klar von der Gebäudestruktur getrennt sind. Es wurde ein Fernwärmeanschluss gelegt und die Wärmeverteilung und -abgabe den neuen Vorlauftemperaturen angepasst. Eine komplett erneuerte Elektroinfrastruktur versorgt die gesamte Anlage mit Strom und Daten. Photovoltaikanlagen auf nahezu allen Dächern decken im Winter den grössten Teil des Bedarfs, im Sommer wird der Überschuss ins Netz zurückgespiesen. Lediglich in der Gastroküche und in den Toiletten wurde eine mechanische Lüftung eingebaut, die Belüftung sämtlicher Klassenzimmer und der Turnhallen erfolgt über eine manuelle oder, im Falle der Klassenzimmer, für die Nachtauskühlung motorisierte Fensterlüftung.
Die ursprüngliche Farbigkeit und Materialisierung der Innenräume zeugte entsprechend den entwerferischen Vorlieben von Julius Maurizio, aber entgegen räumlicher Ansätze der 1950ger Jahre, von einer konservativen, gestalterisch dem Heimatstil zuzuordnenden Vorstellung von Schulunterricht. Diese wurde zweckmässig, kostengünstig und ohne erkennbares übergeordnetes Gestaltungskonzept umgesetzt. Um die Atmosphäre für einen zeitgemässen Schulbetrieb aufzuwerten und die Innenräume in eine neue Zusammengehörigkeit zu überführen, wurde ein zur Ursprungsarchitektur passendes Farb- und Materialkonzept entwickelt.
Hochwertige Materialien wie Kunststein- und Klinkerböden, Holzverkleidungen, -türen und -fenster wurden wo immer möglich erhalten und aufgefrischt. Neue Elemente wie ornamentale Akustikdecken aus Gips, Tapeten auf Zellulosebasis mit Straminstruktur, Linoleum-Böden in den Klassenzimmern in fein abgestimmten Farbtönen und die eigens für die Schulanlage neu entwickelte Deckenleuchte «Gellert» verbinden die heterogene Schulanlage zu einer gestalterischen Einheit und schaffen eine einladende Umgebung für nachhaltiges Lernen.
Schulanlage Gellert
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- Emanuel-Büchel-Strasse 15, 4052 Basel
- Year
- 2024
- Client
- Bau- und Verkehrsdepartement des Kanton Basel Stadt - Städtebau & Architektur - Hochbau
- Baumanagement
- Proplaning AG, Basel
- Landschaftsarchitektur
- August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten AG, Binningen
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