Umnutzung Lukas Kapelle
Wohnkomfort statt Gottesdienst
29. juillet 2015
Morscher Architekten Bern haben kürzlich in der Landeshauptstadt die Lukaskapelle in ein Mehrfamilienhaus umgebaut. Cornelius Morscher stellt sich unseren Fragen.
Ansicht von der Strasse
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Eine Kirche baut man nicht alle Tage in Wohnungen um. Es gibt noch nicht viele Beispiele, wie diese Bauaufgabe von anderen Architekten gelöst wurde. Zudem sind Kirchen je nach Religion und Baujahr sehr unterschiedlich gebaut, es gibt keine Standardlösung, die man einfach übernehmen könnte. Wir gingen also ziemlich unbeeinflusst und naiv an die Aufgabe, was manchmal auch ein Glücksfall sein kann.
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Eine grosse Herausforderung war, die in den 70er Jahren durch einen Umbau entstandenen Verunstaltungen rückgängig zu machen, das Haus aber trotzdem in die Zukunft zu führen. Oberstes Ziel war auch von Anfang an, eine Kirche zu Wohnraum umzunutzen, ohne die Erinnerung an die sakrale Nutzung zu zerstören. Dies wurde erreicht durch die stützenfreie Konstruktion mittels geschosshohem Betonträger, der den Erhalt der vier Kirchenfenster und die partielle Doppelgeschossigkeit erst ermöglichte. Alle noch erhaltenen Kirchensymbole wie Inschrift auf dem Traufbrett und Kreuz über dem Treppenhaus wurden zudem erhalten, obwohl die Nutzer keine Kirchgänger sind.
Wohnzimmer im Erdgeschoss
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Kirchen sind meistens Orte, an denen in der Vergangenheit viel Freude, aber auch sehr viel Leid geschehen ist. Es gab einige Leute aus dem Bekanntenkreis, die gesagt haben, sie könnten nie an so einem belasteten Ort leben. Für uns hat dies keinerlei Einfluss auf den Entwurf gehabt, wir waren eigentlich immer der Überzeugung, dass ein bisschen Farbe an den Wänden ausreicht, um die bösen Geister zu vertreiben.
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Da wir hier eine Doppelrolle als Bauherr und Architekt innehatten, waren wir oft hin- und hergerissen zwischen architektonischem Anspruch und wirtschaftlicher Realität. Diese beiden Rollen sauber zu trennen ist beinahe unmöglich, daher ist es auch schwierig zu sagen, wer wen beeinflusst hat. Man sollte hier vielleicht nicht von Beeinflussung, sondern eher von gegenseitiger Befruchtung sprechen.
Erdgeschoss-Küche, Zugang zum gedeckten Sitzplatz
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Eine eigentliche Projektänderung gab es nicht, das ausgeführte Resultat entspricht nahezu vollkommen der ersten Ideenskizze. Es gab allerdings eine bedeutende Materialänderung, die wesentlichen Einfluss auf das Erscheinungsbild der unteren Wohnung hatte. Die ganze eingehängte Konstruktion war ursprünglich in Holz vorgesehen. Es hat sich dann gezeigt, dass die Schallschutzanforderungen einen zu grossen Einfluss auf Wand- und Deckenstärken und damit auch auf die Kosten hatten, so dass wir nach einer Alternative suchten und diese im Beton fanden.
Situation
Erdgeschoss
1. Obergeschoss
Querschnitt
Umnutzung Lukas Kapelle
2014
Bern BE
Auftragsart
Direktauftrag
Bauherrschaft
Privat
Architektur
Morscher Architekten BSA SIA AG, Bern
Fachplaner
Tragwerksplaner: WAM Planer und Ingenieure AG, Bern
Bauphysik: Zeugin Bauberatungen AG, Münsingen
HLKS Planung: Basler & Hofmann West AG, Murten
Gesamtkosten
1.64 Mio. CHF
Gebäudekosten
1.5 Mio. CHF
Gebäudevolumen
2’500 m3
Kubikmeterpreis
600 CHF/m3
Fotos
Dominique Uldry, Bern