BSC-Areal Freienstein, Hochbau 21
Von der Spinnerei zur Wohnfabrik
20. noviembre 2014
Das Büro moos. giuliani. herrmann. hat kürzlich die Umnutzung des Hochbau 21 auf dem Blumer-Areal in Freienstein fertiggestellt. Roman Giuliani stellt sich unseren Fragen.
Balkonstruktur in Anlehnung an die Passerelle
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der sensible Umgang mit der 175-jährigen Bausubstanz, der Erhalt des Fabrikcharakters sowie die Entwicklung von Loftgrundrissen mit hoher Flexibilität waren die Herausforderungen im Projekt. Ein sekundäres verkleidetes Tragsystem ermöglicht es, die bestehende Holztragstruktur zu zeigen. Das Bündeln aller Installationen in einem zentralen Kern lässt grosszügige Raumflächen und eine flexible Grundrissgestaltung zu. Über die Brüstungen wird die vorangestellte Balkonkonstruktion erschlossen und somit die denkmalgeschützte Fassade nicht verändert.
Die «Postkartenansicht» der Spinnerei
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Bei der Suche nach einem optimierten Erschliessungskonzept dieser «Fabrikmaschine» fanden wir unsere Inspiration in der «Unité d’Habitation» von Le Corbusier. Die Nutzen daraus sind die Erschliessung der Spinnerei am ursprünglichen Ort, die Möglichkeit zweiseitig orientierter Loftwohnungen, sowie die Wahrnehmbarkeit der ursprünglichen Dimensionen in Breite und Länge. Zudem ist den Dachgeschosswohnungen ein Zugang des Balkons ohne Eingriffe in den Traufbereich ermöglicht, und die vermietbare Fläche konnte optimiert werden.
Treppenhaus am alten Ort
Loft mit Blick auf den zentralen Kern und die interne Treppe
Atelierräume im Sockelgeschoss mit Sandsteinmauerwerk
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Durch die Erarbeitung des Gestaltungsplans im Jahr 2008 wurde auf dem gesamten Spinnerei-Areal die Möglichkeit zum Wohnen geschaffen. Nun musste mit der Umnutzung des Hochbau 21 der sprichwörtlich erste Stein ins Rollen gebracht werden. In das kulturhistorische Spinnereiareal soll durch eine attraktive Gestaltung der Freiräume im Areal sowie an der Töss wieder Leben einkehren.
Balkon mit Sitzbank
Sanierte Passerelle als zweiter Zugang
In der rhythmisierten «Rue Interieur» ist die Gebäudelänge noch immer wahrnehmbar
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Bei der Projektierung des Hochbau 21 konnten wir auf Erfahrungen von anderen Spinnereiumnutzungen wie der BUAG in Uster und der Station Oberkempttal in Effretikon zurückgreifen. Die immer strenger werdenden behördlichen Anforderungen, die grösseren Dimensionen sowie die eher schlechte Bausubstanz durch den jahrzehntelangen Leerstand stellten uns jedoch vor neue Herausforderungen.
Das Farbkonzept übernommen vom Bestand
Stahlinstallation «ranunculus» von Bruno Streich
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Die Vorgabe einer Umnutzung des Hochbau 21 im Minergie-Standard bedingte die Integration einer kontrollierten Lüftung sowie die Sanierung der Fenster. Zweiteres wurde mittels einer Aufdopplung der bestehenden 175-jährigen Fenster und einer Isolierverglasung ausgeführt. Erhalten blieb dadurch der historische Charme der alten Fenster mit ihren gusseisernen Beschlägen.
BSC-Areal Freienstein, Hochbau 21
2014
Freienstein ZH
Auftragsart
Direktauftrag
Bauherrschaft
Blumer Söhne + Cie. AG, Freienstein
Architektur
moos. giuliani. herrmann. architekten., Uster und Diessenhofen
Projektleiter: Roger Moos, Roman Giuliani
Beteiligte Mitarbeiter: Gregor Gassler, Alexander Sperlich
Fachplaner
Statik: ibeg – bauengineering gmbh, Reto Ambass, Uster
Elektro: EKZ Eltop, Illnau
HLS: Storrer Gebäudetechnik GmbH, Hittnau
Bauphysik: bau, energie und umwelttechnik, Andelfingen
Gesamtkosten
CHF 17.4 Mio.
Gebäudekosten
CHF 14.0 Mio.
Gebäudevolumen
23'610 m3
Kubikmeterpreis
CHF 736
Energiestandard
Minergie
Kunst am Bau
Bruno Streich, Freienstein
Stahlinstallation «ranunculus»
Fotos
Beat Bühler, Zürich