Auditorium und Bibliothek
Auditorium und Bibliothek in Baumrinde
28. July 2011
e2a haben kürzlich ein Auditorium mit Bibliothek in Stäfa fertiggestellt. Piet Eckert wählt drei Zeichnungen und drei Fotos und beantwortet unsere fünf Fragen.
Neubau Auditorium und Biblitothek; Schulanlage Obstgarten, Stäfa
Was hat Sie an der Bauaufgabe am meisten interessiert?
Ein Auditorium ist immer eine besondere Arbeit. Für den Neubau in Stäfa waren die Nutzungsüberlagerungen komplexer als anfänglich vorgestellt: Saal, Bibliothek und ein ausserschulisches Lernzentrum im Sockel bildeten drei ganz unterschiedliche Nutzungsformen, die es zu synchronisieren galt.
Schwarzplan Stäfa
Wie würden Sie den durchlaufenen Entwurfsvorgang beschreiben?
Es gab alles andere als einen durchlaufenden Entwurfsvorgang. Aus dem Wettbewerbsverfahren wurde, statt dem vorgesehenen Singsaal, das Projekt in Zusammenarbeit mit der Schul- und politischen Gemeinde zu einem Gemeindesaal erweitert. Darauf folgte ein neuer Entwurf im Zentrum des kleinen Campus. Durch mehrere Einsprachen wurde der ganze Bau über mehrere Jahre verzögert und nach einer Bereinigung mit der Nachbarschaft schliesslich abschliessend geplant. Die Verzögerungen verunmöglichten eine von der Gemeinde gewünschte Synergie mit der Sanierung des gesamten Obstgarten Schulzentrums, was zu beträchtlichen Mehrkosten führte.
Der Saal ist als White Box konzipiert
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Der Ort ist stark aus den 70er Jahren geprägt worden. Der Umgang mit der zu sanierenden Bausubstanz bildete eine eigene Aufgabe, nämlich die Qualität der Sichtbetonbauten zu stärken und das Schulareal räumlich zu «entrümpeln». Für den Neubau des Saales galt unser besonderes Interesse eine zeitgemässe Interpretation zu liefern, und an Techniken der 70er, wie beispielsweise der Betonprägung für öffentliche Kulturbauten, anzuschliessen.
Grundriss 1. Obergeschoss
Haben aktuelle gesellschaftliche Veränderungen, die Bauträgerschaft oder die Bedürfnisse der späteren NutzerInnen den Entwurf entscheidend beeinflusst?
Der schwierige Planungs- und Bauprozess fand bei der Moderation der Nutzer eine Fortsetzung. Während man bei der Lehrerschaft auf gut formulierte Grundlagen setzen konnte, waren Nutzergruppen wie Vereine kaum moderierbar, unvorbereitet und notorisch unzufrieden. Nach einer Wiederaufnahme der Planung wurden die meisten vormals entwickelten Nutzerwünsche neu formuliert und umgeplant. Bedenkt man, dass das Projekt auch noch mit zwei unterschiedlichen Auftraggebern entwickeln wurde, bleibt eine Integration diverser Nutzungsgruppen daher die grösste Herausforderung eines solchen Baus.
Längsschnitt
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Nein. Unser Ziel war es, aus einem Bestand und einem Fundus der 70er eine gestalterische Antwort zu liefern, die sich mit dem Ort verwandeln kann; dem Ort eine neue Vernetzung zu bieten.
Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!
Ein Muster von abstrahierter Baumrinde prägt die Betonfassade
Auditorium und Bibliothek
2010
Stäfa ZH
Bauherrschaft
Schulgemeinde Stäfa
Repräsentiert durch: Schulpflege Stäfa, Ausschuss Bau+Liegenschaften
Auftragserteilung
Offener Wettbewerb mit Präqualifikationsverfahren
Architektur
e2a Eckert Eckert Architekten, Zürich
Piet Eckert, Wim Eckert
Projektleitung: Susanne Mocek, Sebastian Holzhausen; Projektteam: Stefan Berle, Markus Giera, Pascal Boullie, Kaspar Hofer, Harris Iliadis, Jörg Schützle, Alexander Struck Künstlerische Mitarbeit: Hans-Peter Kistler, Beinwil
Fachplaner
Baumanagement: Caretta Weidmann, Zürich
Tragstruktur: Walt + Galmarini, Zürich
Landschaftsarchitektur: vetschpartner Landschaftsarchitekten, Zürich
Fassadenplanung: Feroplan Engineering, Zürich
Programmierung Fassade: kaulquappe, Zürich
Bauphysik: Leuthard + Mäder, Brüttisellen
Lüftung: Todt Gmür + Partner, Zürich
Heizung: Schüpbach Engineering, Glattbrugg
Elektrotechnik: IBG B. Graf, Winterthur
Sanitär: Amstein + Walthert, Zürich
Bauleitung
Implenia, Dietlikon
Fotos
Hagen Stier / Radek Brunecky