Der kleine Unterschied am Flughafen
27. de febrer 2009
Die in die Abflughalle gestellte Wand schirmt First-Class-Passagiere beim Einchecken ab
(Foto: Claudia Below)
Weil das Angebot immer dasselbe ist - fliegen -, müssen sich die Airlines sonst wie unterscheiden. Die Swiss setzte, kaum geboren, unter Tyler Brûlé auf "Premium Airline", nun gilt wieder "Schweizer Qualität", und also ein Corporate Design, das von der Zürcher Agentur Nose Intelligence seit Ende 2006 definiert wird. Die Unterschiede sind auf den ersten Blick klein. Viel Weiss, teure Materialien , viel Liebe zur gehobenen Lounge-Klassik, seriös geschnittene Uniformen: so haben wir die Swiss kennengelernt.
Das gilt weiterhin, auch für die Architektur. Für den Flughafen Zürich entwarf Greutmann Bolzern Designstudio Orte, an denen die Swiss-Passagiere im Flughafen an ihren Carrier treffen. Sie gewannen den eingeladenen Wettbewerb, einen Check-In-Schalter und eine über 2000 Quadratmeter grosse Lounge zu bauen. Die Absicht war es, Räume zu entwickeln, "die auf den Absender verweisen, aber auf gelassene Art und Weise". Sie offenbaren: Reisen ist Warten und wer teuer reist, wartet angenehmer. Darin enthüllt sich die tiefere Bedeutung der reisenden Klassengesellschaft, die sich neben den Billigfliegern behauptet.
Das beginnt für die First-Class-Passagiere am luxeriösen Check-in. Steigen sie aus der Limousine und betreten Sie die Abflughalle Nord, stehen Sie bereits am Schalter. Gegen die Halle wird der Bereich von einem über drei Meter hohen, in den Raum gestellten Schirm aus weissem Corian abgegrenzt. Dieser Wandschirm , der sich über dreissig Meter Länge zieht, ist durchbrochen, die Öffnungen entsprechen den Restflächen der Pistensysteme, die man im An-oder Abflug betrachtet. Dazu Urs Greutmann: "Deren grafische Qualität ergibt sich aus phyiskalischen Parametern, aus Kurvenradien, Bremswegen und Beschleunigungsvermögen der Flugzeuge".
Damit die Diskretion gewahrt ist, tragen die Glasscheiben ein Muster, das sich von den Regentropfen ableitet, die beim Starten über die Scheiben perlen. Materialisierung und Neigung des Schirms verweisen auf einen Flugzeugrumpf.
Im Inneren erwartet die Passagiere gepflegte Dezenz: Böden aus geölter Räuchereiche, dunkelbraune Ledersessel, ein kleiner Konferenzraum, der sich hinter einer Wand aus Jurakalkstein verbirgt. Der Schalter, der auch eine Lounge ist, wurde so gebaut, dass er nicht bereits nach zwei Jahren schäbig aussieht. Und typisch schweizerisch daran mag sein, dass der Luxus, den First-Class-Passagiere erwarten, den Reisenden aus den anderen Klassen nicht unangenehm in die Nase und ins Auge sticht. ME
Grundriss / Schnitt
Swiss First Class
Check-In Lounge
2008
Flughafen
Zürich
Bauherr
Swiss
Architektur
Greutmann Bolzern Designstudio
Zürich
Material
Corian, Eiche, Jurakalkstein
Ausmasse
30 m lang, 3.20 m hoch
Fläche
180 m2