Umbau Terrassenhaus
19. de juny 2006
Viele Einfamilienhäuser der Sechziger- und Siebzigerjahre erleben einen Generationenwechsel. Die ursprünglichen Bauherren übergeben ihr Haus ihren Nachkommen oder verkaufen es. Diese möchten ihr neues Heim auf ihre Bedürfnisse anpassen und umbauen. Oft ist dies unproblematisch, weil architektonisch unspektakulär. Aber es gibt Ausnahmen; Häuser, die vor vierzig Jahren gute Architekten sorgfältig geplant und gebaut haben, mit interessanten räumlichen Gefügen und sorgfältig ausgewählten Materialien. Doch oft sind diese Wohnungen kleinteiliger strukturiert, die einzelnen Zimmer eher kleine Zellen, denn vor vierzig Jahren brauchten wir noch weniger Platz.
Ein solches Beispiel steht an der Sennhofstrasse auf dem Zollikerberg. In den Sechzigerjahren wuchs hier, zwischen den Weilern Sennhof und Oberhub, ein ruhiges Wohnquartier an idyllischer Lage. Nach Plänen der Architekten Marti und Kast entstanden so auch 16 Terrassenhäuser, die in Vierergruppen gestaffelt auf dem leicht abfallenden Terrain stehen. Jedes der l-förmigen Häuser umschliesst einen auf dem Dach des unteren Hauses liegenden Gartenhof mit Blick ins Grüne der unverbauten Umgebung.
Sechzigerjahre oder 21. Jahrhundert? Die Architekten haben beide Epochen miteinander verschränkt.
Fotos: Walter Mair
Nach einem Generationenwechsel haben Regula Harder und Jürg Spreyermann nun dem obersten Haus der östlichen Zeile ein neues Innenleben gegeben. Mit Ausnahme der Aussenwände blieb kaum ein Stein auf dem anderen, die Hülle wurde ausgeräumt und neu gefüllt. Die einzige nach aussen sichtbare Veränderung ist die vollständige Öffnung der Hoffassaden, die den Innenraum in den Aussenraum erweitert. Die Idee der Raumfigur, die bereits im Ursprungsbau von Marti und Kast zu finden ist, haben die heutigen Architekten aufgenommen und zum prägenden Raumerlebnis erweitert. Vom Eingang her erschliesst sich nun das Haus in seiner ganzen Länge und vom Schlafbereich geht der Blick quer durch den Hof zurück ins Wohnzimmer; ein Oberlichtstreifen über der freigelegten Treppe signalisiert, dass das Haus unterkellert ist. Die kleine Küche wurde zum Wohnraum hin geöffnet und damit ins neu geschaffene Raumgefüge einbezogen.
Die umfassenden und aufwändigen Bauarbeiten sind dem Terrassenhaus auf Anhieb nicht anzusehen, denn das neue Innenleben ist im gleichen Sichtbackstein gemauert wie das unverändert belassene Äussere, so dass das Haus wie aus einem Guss gebaut scheint. Zum Sichtstein gesellen sich die hölzernen Einbauten aus horizontal gemasertem Apfelbaum, der Hartbetonboden und die weisse Decke. Ebenfalls unsichtbar, aber der Bauherrschaft ein grosses Anliegen, war die energetische Sanierung des Gebäudes, das heute den Minergie-Standard erfüllt. Die Hülle wurde gut gedämmt, das Cheminée als Speicherofen ausgeführt, die Warmwasserversorgung über eine Solaranlage mit Heizregister und Elektroeinsatz sichergestellt und das Haus mit einer kontrollierten Lüftung ausgestattet. WH
Die Küche ist gegen den Wohnraum geöffnet und gewinnt dadurch an Weite.
Das oberste Haus der Terrassensiedlung: von aussen noch ganz das Alte.
Das Modell verdeutlicht, dass sich der Raum auch auf die Terrasse ausweitet.
Mit dem Umbau (oben) haben die Architekten die Raumfigur, die bereits im Altbau (unten) vorhanden war, über das ganze Haus ausgebreitet.
Umbau Terrassenhaus
2005
Sennhofstrasse 60
Zollikerberg
Bauherrschaft
Christoph und Christina
Marugg-Hofmann
Architektur, Bauleitung,
Gesamtleitung
Regula Harder und
Jürg Spreyermann
Zürich
Julia Wienecke
Daniel Frei
Daniel Jaeglé
(Mitarbeit)
Landschaftsarchitektur
Kuhn Truninger
Zürich
Bauingenieure
Basler & Hofmann
Zürich
Haustechnik
Basler & Hofmann
Zürich