Wohn- und Gewerbehaus Militärstrasse 115
Im Blockrand erweitert
24. d’octubre 2013
Darlington Meier Architekten haben kürzlich ein Wohn- und Gewerbehaus in der Zürcher Militärstrasse umgebaut und erweitert. Stephan Meier wählt vier Zeichnungen und vier Fotos und beantwortet unsere drei Fragen.
Strassensicht Alt und Neubau Militärstrasse
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe und welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Das Quartier ist durchgehend geprägt von einer Blockrandstruktur mit Baulücken, einer erkennbaren Reihung von hochformatigen Einzelfassaden. Neben den verschiedenfarbigen Putzen mit Kunststeinleibungen werden die Einzelfassaden durch ihre nur von Einheit zu Einheit springenden Traufen gezeichnet. Speziell an der Militärstrasse erhöhen einzelne grössere neuere Bauten, teils unvermittelt, das homogene Bild des Quartiers. Das umgebaute Gebäude befindet sich genau zwischen einer quartiersüblichen Bebauung mit erhöhter Geschossigkeit zur Langstrasse, und zwei aufeinanderfolgenden, grossmasstäblichen um 1960 erstellten Bürobauten. Im Quartier rund um die Militärstrasse sind viele Erdgeschosse als geschosshohe Natur- oder Kunststein verkleidete Sockel, mit Laden- und sonstigen Gewerbenutzungen, ausgebildet.
Im Projektvorschlag wurde ein neuer, deutlich gezeichneter städtebaulicher Baustein in die Häuserzeile eingesetzt. In zeitgemässer Erscheinung wird das typische, freundliche Quartiersbild um eine Einheit weiter in die Militärstrasse geführt. Auf die Einverleibung und Aufstockung des Altbaus wurde bewusst verzichtet.
Materialisierung Neubau
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
An diesem architektonisch heterogen Ort wurde für den neuen Anbau ein klarer, moderner und dennoch dem traditionellen städtischen Wohnen gewidmeter architektonischer Ausdruck gewählt. Dieser Ausdruck wurde einerseits mit traditioneller Materialisierung – mineralisch verputzter Fassade mit Kunssteinleibungen – und andererseits mit zeitgemässen grossen und in ihren Proportionen verspielten Fensterformaten erreicht. Charakteristische Schlosserarbeiten wie Geländer bereichern und verfeinern die Fassade zusätzlich. Der Altbau wurde saniert. Prägende Elemente wie Putz und Kunststeinleibungen wurden sanft hervorgeholt. Andere wie Dachaufbauten und Zinnen wurden in Ihrem Ausdruck verstärkt. Das Erdgeschoss wurde neu analog dem Neubau mit Natustein verkleidet.
Treppenhaus Altbau
Wie hat die bestehende Bausubstanz auf den Entwurf eingewirkt?
Die bestehende Bausubstanz wurde komplett erhalten und entsprechend ihrer Struktur als Zimmertrakt verwendet wird. Der Anbau ergänzt den Bestand um eine neue, höhengestaffelte Raumabfolge von grosszügigen Wohnräumen und Zimmern in den obersten 2 Geschossen.
Über die vorgeschaltete Eingangsdiele werden im Wohngeschoss klar zonierte Wohnräume und die kleinzelligere Zimmerstruktur mit separatem Korridor erschlossen. Dadurch entsteht eine klare Hierarchisierung der Räume. In den oberen Geschossen gliedert die vorgelagerte Diele die Zimmer in übersichtliche Gruppen und dient als Aufenthaltsraum.
Das Um-/Anbauprojekt wurde so geplant, dass die Qualitäten des Bestandes optimal ausgenutzt wurden und die notwendigen Ergänzungen im Neubau realisiert wurden. So waren im Altbau keine strukturellen Veränderungen notwendig, die Statik blieb komplett erhalten und die Sanitärzellen wurden am gleichen Ort durch neue ersetzt. Die neuen Steigzonen wurden auf die bestehende Tragstruktur ausgelegt. Die bestehenden Kaminzüge wurden weiterverwendet und konnten ebenfalls zur Leitungsführung dienen. Die Haustechnik wurde im Untergeschoss direkt unter den Steigzonen untergebracht.
Der bestehende Dachstuhl bliebt soweit es die Substanz erlaubte erhalten.
Der Anbau wurde als Mischbau mit einer Kompaktfassade ausgeführt, beanspruchte und für den Ausdruck bedeutende Fassadenelemente Fensterleibungen wurden mit Betonelementen verkleidet. Der Sockel wurde quartierstypisch mit Naturstein verkleidet.
Wohn- und Essbereich im Neubau
Ansicht Hof
Ansicht Strassenseite
Grundriss zweites Obergeschoss
Querschnitt durch den Neubau
Wohn- und Gewerbehaus Militärstrasse 115
2013
Zürich ZH
Auftragsart
Wettbewerb auf Einladung, 1. Preis
Bauherrschaft
Stiftung PWG, Zürich
Bauherrenvertretung: Hämmerle + Partner GmbH, Zürich
Architektur
Darlington Meier Architekten, Zürich
Architektur: Stephan Meier, Mark Darlington
Projektleitung: Alessandra Villa
Mitarbeit: Jean-Brice de Bary
Fachplaner
Statik: Schnetzer Puskas Ingenieure, Zürich
HLS: En-Es-Te AG, Zürich
E: Mettler & Partner, Zürich
Bauphysik: Bauphysik Meier, Dällikon
Bauleitung
Thomas Reichelt Bauleitung GmbH, Zürich
Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 5.09 Mio
Gebäudekosten BKP 2
CHF 3.86 Mio
Gebäudevolumen
6055 m3 (SIA 416)
Fotos
Darlington Meier Architekten