Café und Beck Oberstrass

Bhend & Schlauri Architekten
26. de setembre 2018
Bild: Lucas Peters

Nutzung Café, Take-away
Ort ​​Universitätstrasse 9, 8006, Zürich
Auftragsart Direktauftrag
Bauherrschaft Walter Buchmann AG, Zürich
Architektur Bhend & Schlauri Architekten, Zürich | Christof Bhend, Barbara Schlauri, Daniel Friedmann, Bettina Gerhold, Carlos Cuadrado, Cynthia Gilli
Jahr der Fertigstellung 2018
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Froelich + Corbella, Metallprodukte, Zürich | Neon Atelier Bern, Belpberg
Fotos Lucas Peters, Zürich

Bild: Lucas Peters

Seit einigen Jahren weht ein frischer Wind durch Zürichs Backstuben. Einer der Protagonisten ist Buchmann Beck, deren erklärtes Ziel es ist, neben der Neuausrichtung des Sortiments, in jedem Quartier Zürichs eine Bäckerei zu betreiben. Das Angebot und die Gestaltung jeweils abgestimmt auf die Umgebung.
 
Im Zürcher Hochschulquartier, am Übergang zum Wohnviertel Oberstrass, wurde kürzlich eine von Bhend & Schlauri Architekten geplante Filiale eröffnet. In Anlehnung an ein Kaffeehaus ist die Bäckerei mit Take-away in dem eingeschossigen Vorbau eines 1882 errichteten Wohnhauses untergebracht. In exponierter Lage besetzt der Anbau – der als Apotheke diente und wo in den letzten Jahren Thai Currys über den Tresen gereicht wurden – die dreieckige Parzelle, an der sich Rämi-, Sonnegg- und Universitätsstrasse gabeln.

​Über die Jahre erfuhr der Neorenaissance-Vorbau einige Umbauten. Die ursprünglich zu drei Seiten ausgerichteten Rundbogenfenster wurden in den1930er-Jahren zur frequentierten Universitätsstrasse hin vergrössert und zur gegenüberliegenden Seite geschlossen. Der Vorgarten wich, stattdessen wurde stirnseitig zur Rämistrasse ein Eingang ergänzt, dessen Stufen jetzt nurmehr zum Sitzen einladen. Seine heutige Erscheinung der Fassade, mit den grossflächigen Alu-Fenstern und dem seitlichen Eingang, erhielt der Vorbau in den 1950er-Jahren.

Bild: Lucas Peters

Feine, gezielte Eingriffe lassen die Qualität des Bestands neu zur Geltung bringen. Mit dem Bauherren entschieden die Architekten die vorgefundene Raumteilung in zwei Bereiche beizubehalten. Der vordere Raum, mit Blickachse entlang der abfallenden Rämistrasse und Sicht auf die fernen Berge, lädt mit Café und Bar zum Verweilen, Lesen und Schauen ein. Der hintere, erhöhte Bereich, erinnert an eine Backstube, hier finden die Eiligen Buffet und Take-away.
 
Historischer Zeuge der ursprünglichen Nutzung als Apotheke sind die beiden raumhohen Jugendstilregalwände im vorderen Teil, die in graugrünem Farbton neu gestrichen sind. Die Fensterbrüstungen wurden abgesenkt und die Nischen zum Sitzen ausgebildet. An der Stirnseite, zur Rämistrasse, wurde die grosse Fensterfront durch ein Hebeschiebefenster ersetzt und öffnet bei schönem Wetter den Raum zur Stadt. Ein sandfarbener Asphalt-Terrazzo wurde über der alten Holzbalkendecke eingebracht. Sein warmer Farbton bildet den Grundton des Raums und lässt an italienische Cafés denken.

Bild: Lucas Peters

Als neue Elemente prägen eine Theke und ein Kronleuchter den Raum, deren Formensprache die 1950er-Jahre anklingen lassen. Die lange, abgewinkelte Theke aus Ulmenholz funktioniert als Verkaufstresen und Bar. Die Verkleidung aus vertikal profilierten Holzleisten bildet ein feines Relief, das je nach Lichteinfall unterschiedlich wirkt. Den Leuchter entwickelten die Architekten mit einem Schlosser und einem auf Leuchtreklamen spezialisierten Hersteller. Sternförmig angeordnete Messingprofile ummanteln zwei Transformatoren und halten die gebogenen, in warmen Licht leuchtenden Neonröhren. Diese, sonst zu Reklamezwecken verarbeitet, werden hier zu einem edlen Kronleuchter.
 
So lässt es sich verweilen in dem neuen Beck, auf den dunkelroten Lederpolstern und den restaurierten Holzstühlen, obwohl man doch eigentlich nur kurz ein Brot kaufen wollte. Bezahlt wird – ganz modern – bargeldlos, wer die Karte einmal vergessen hat, kann – ganz altmodisch – anschreiben lassen.

Text von Veronika Weisner.

Situationsplan
Grundriss
Schnitt

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